Primiz 1936

Vorletzte Primiz liegt 85 Jahre zurück

Am 25. März 1936 feierte Johann Elsner sein erstes Messopfer

Primiziant Elsner

Johann Elsner, Miltach, geboren am 16. April 1911, war der Sohn von Johanna und Stefan Elsner, die eine kleine Landwirtschaft betrieben. Der Vater übte nebenbei noch den Beruf eines Postboten aus. Der Bub wuchs mit zwei Schwestern und zwei Brüdern auf.  Ab 1922 besuchte der 11-Jährige  das Humanistische Gymnasium in Straubing. Der Priesteramtsanwärter war musikalisch veranlagt, wie ihn Bilder beim Klavierspiel zeigen. Nach der Regensburger Seminarzeit empfing er am 19. März 1936 die Priesterweihe, zusammen mit Pfarrer Georg Samhuber, der in Miltach 30 Jahre wirkte. Das Wort  „Primiz“ bezeichnet die erste Heilige Messe, die ein Priester nach dem Empfang des Weihesakramentes feiert.

 

Schon bei der Ankunft am Bahnhof bereitete die Bevölkerung dem Neupriester einen prächtigen Empfang. Sämtliche Vereine waren aufmarschiert, um ihn ins Dorf zu geleiten. Der 25. März 1936, Festtag Maria Verkündigung, war wirklich ein großer Freuden- und Festtag für die Angehörigen der  Pfarrei, denn nach 47 Jahren war in Miltach erstmals wieder eine Primiz zu feiern. Dazu war am St. Martinsplatz ein kleiner Altar aufgebaut, den ein Tragbaldachin überspannte. Das nahestehende Elternhaus sowie die nächstliegenden  Häuser trugen Girlandenschmuck. 

Primiz Elsner

Andächtige Gläubige füllten den gesamten Platz, als der Neupriester sein erstes Messopfer zelebrierte, wobei der örtliche Kirchenchor den Gottesdienst musikalisch gestaltete. Als Leviten wirkten zwei Weihekollegen mit.

 

Eine besondere Ehre an dem herausragenden Tag wurde der zehnjährigen Nachbarstochter Anna Schmucker zuteil, die sich Johann Elsner als Primizbraut auserwählte. Ihre Aufgabe bestand darin, die Primizkrone während des Festzuges auf einem weißen Kissen mitzutragen. Der Neupriester hatte, wie es früher  einst bei einem Bräutigam üblich war, ein Tugendkränzchen am linken Arm. Auf dem offiziellen Primizfoto trägt Elsner eine Soutane mit Schärpe und schwarze Lederhandschuhe, in der Hand hält er einen Zylinder.

 

Zum Festmahl fanden sich dann die geladenen Gäste im nahen Gasthaus Griesbeck ein. Nach der noch vorhandenen Speisekarte gab es folgendes Menü: Suppe mit gebackenen Knödeln und Bratwürsten, Kalbslunge mit Butterbögen, Ochsenfleisch mit Blaukraut und Meerrettich, Kalbsbraten mit Salat, Schweinebraten mit Gemüse und als Dessert Punschtorte. Die musikalische Umrahmung des Tages gestaltete die Blaskapelle Griesbeck aus Runding.  Den offiziellen Abschluss des Tages bildete am Nachmittag eine Dankandacht in der Pfarrkirche St. Martin.

 

Seinen ersten Seelsorgedienst trat Johann Elsner am 1. April  1936 als Kooperator in Eschlkam an. Nach einem Monat wurde  er auf eine Kaplanstelle nach Roding versetzt.  1940 erhielt er die Einberufung zum Militärdienst als Sanitäter. Die letzte schriftliche Nachricht erhielten seine Angehörigen am 1. Januar 1943 aus der Nähe von Stalingrad.

 

Text und Repros: Erwin Vogl, Miltach