Der Kreuzweg in unserer Pfarrgemeinde
Die Geschichte von Miltachs „Via Dolorosa“
Nach Veränderungen inzwischen schon die dritte Wegvariante
Von Erwin Vogl
Miltach. Im Verlauf der zurückliegenden 170 Jahre gab es für den örtlichen Kreuzweg gravierende Veränderungen, sowohl im Streckenverlauf als auch in der künstlerischen Gestaltung der Bildtafeln. Zur Zeit ist die Miltacher Anlage, „der Leidensweg Jesus nach Golgatha“, in einem guten Zustand. Kreuzwege gibt es schon seit Jahrhunderten. In Nähe der Dörfer waren sie meistens einfacher gestaltet, an bekannten Wallfahrtsorten wohl kunstvoller. Der Miltach Kreuzweg entstand nach schriftlichen Unterlagen 1853 oder 1854, von Bürgern gestiftet, die zu dieser Zeit nach Nordamerika auswanderten.
Über die Anlage des ersten Kreuzweges gibt es genaue Aufzeichnungen. So schreibt Pfarrer Karl Holzgartner zum Thema „Auswanderung nach Amerika“, dass Mitte des 19. Jahrhunderts eine wahre Auswanderermanie unter den Miltachern herrschte, obwohl es ihnen eigentlich wirtschaftlich nicht schlecht ging. Viele der als Söldner bezeichneten Besitzer verkauften ihr Anwesen zum Preis von 2000 Gulden. Hauptbetreiber der Bewegung war der Wagner Wolfgang Schmatz, Haus Nr. 47, jetzt Pizzeria am Kirchplatz. Bevor die Familien loszogen, stifteten sie einen Kreuzweg. Die 14 Stationen sind aus einem Steinblock vom Hochackerberg angefertigt. Steinmetz Georg Nemmer von der Riesel hat die Anfertigung der viereckigen Säulen übernommen. Die bildliche Gestaltung der Leidensgeschichte bestand wohl in Hinterglastechnik. Die Aufstellung erfolgte zunächst entlang der Landstraße vom Dorf zur Mariahilf-Kapelle. Dies duldete jedoch das Landgericht unter Leitung von Carl von Paur nicht.
An einem Sonntag nach dem Gottesdienst sind die Auswanderer, bestehend aus 53 Personen, aufgebrochen. Der Fußmarsch führte sie über die Wart, Kolmitz und Gutmaning nach Cham. Was sie zum Essen benötigten, nahmen sie in Säcken mit. Beim Auszug sangen sie das bekannte Lied „Nun ist die Stunde da, wir reisen nach Amerika. Der Wagen steht schon vor der Tür, mit Weib und Kindern ziehen wir.“
Ein neuer Standort
Nach dem Verlegen von der Straße verlief der Kreuzweg von der Kapelle bergan entlang eines Hohlweges. Das seitliche Umfeld bestand aus Sandstein, bewachsen von Heidekraut und Gebüsch. Seither wird dieser Teil als Kalvarienberg bezeichnet. Aber auch hier hatte die Anlage keinen ewigen Bestand. Als 1948 der erste Hausbau und noch weitere in dieser neuen Kapellensiedlung folgten, wurde mancher Kreuzwegstein umgelegt, Stationen verschwanden. Der eigentliche Sinn und eine entsprechende Nutzung durch Beter entfiel in den folgenden Jahrzehnten. Ab 1970 versuchten zwar verschiedene Institutionen den ehemaligen Kreuzweg wieder herzustellen aber ohne Erfolg.
1980 war es endlich so weit, dass die Katholische Kirchenstiftung Miltach das Vorhaben erfolgreich umsetzte. Nach den Vorlagen der vorhandenen 8 Originalsteine fertigte der Steinmetzmeister Albert Hofmann, Kötzting, die fehlenden 7 Stück. Jeder Stein erhielt eine Bildtafel aus verzinktem Blech, die Kunstmaler Hans Höcherl gestaltete. Aufgestellt wurden die kleinen Monumente entlang der Stichtrasse jeweils in Zweier- und Dreiergruppen. Die Kunstwerke vermittelten die Schmach und Pein und den Tod Jesu Christi. Am 26. Oktober 1980 segnete Pfarrer Johann Six die Neuanlage.Leider widerstanden die ungeschützten Bilder den Witterungseinflüssen nicht, so dass schon nach etwa zehn Jahren jeder Stein ein Flachrelief aus geprägtem Kupferblech erhielt.
Ein erfreuliche Aufwertung erhielt die Anlage im Jahr 2012 durch die Aufstellung eines Holzkreuzes am oberen Ende. Den Anstoß gab hierzu Günther Röhrl, der mit Unterstützung der Kirchenverwaltung und des Gemeindebauhofes den lang gehegten Wunsch verwirklichen konnte. Das Kreuz am Kalvarienberg stammt aus dem Bestand der Seelsorgeeinheit Miltach-Blaibach. Seit der Neuaufstellung 1980 beteten regelmäßig zur Fastenzeit verschiedene Gruppen aus der Pfarrei hier wieder den Kreuzweg. Coronabedingt musste dies im Vorjahr und auch heuer ausfallen.