Glocken und Turmuhr
Die 4 Glocken vom Kirchturm unserer Pfarrkirche
Glocken sind vertraute Wegbegleiter der Pfarrangehörige, sie läuten ihnen zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Sie sind aber auch zu vielen anderen Anlässen im Jahresablauf zu hören. Der Kundige kann sogar erkennen, welche von den vier Glocken zu welchem Anlass erklingen.
Da ist zunächst die 630 Kilogramm schwere Marienglocke aus dem Jahr 1894, die eine halbe Stunde vor dem sonntäglichen Gottesdienst und danach zusammen mit den zwei nächstgrößeren zum Beginn läutet. Diese Glocke hat auch das Vorrecht bei der heiligen Wandlung an den Wochenenden und an Festtagen kurz zu läuten.
Am Samstag Nachmittag um 15 Uhr läutet die Marienglocke das Wochenende ein.
Zum Hauptläuten wird der Martinsglocke und am Wochenende auch noch der Marienglocke die Wendelinglocke (163 kg) beigeschaltet. Sie läutet außerdem beim abendlichen "Engel des Herrn" nach der Martinsglocke und lädt zum Gebet für die Verstorbenen ein.
Neben diesem liturgischen Läuten verkünden die Glocken auch die Uhrzeit akustisch. Nach jeder Viertelstunde schlägt die Martinsglocke und bei jeder vollen Stunde folgt der Schlag der Marienglocke.
Am Sonntag, den 13. Februar 2011 sendete der Bayerische Rundfunk das traditionelle Zwölfuhrläuten aus Miltach. Hier der Beitrag.
Die wechselvolle Geschichte der Kirchenglocken
Zweimal Ablieferung für Rüstungszwecke - Seit 1951 ist das Geläut wieder vollständig
Von Erwin Vogl
Glockenklang kann die verschiedensten Gefühle ausdrücken: Hochstimmung an festlichen Tagen und Betroffenheit und Trauer beim Klang der kleinen Sterbeglocke. Nicht zu vergessen das Heimatgefühl beim Läuten der Dorfglocken. Die Glocken im Turm sind für viele Menschen vertraute Wegbegleiter ein ganzes Leben lang. Ihre Töne hörten schon viele Generationen vor uns und immer ist es noch der gleiche Ton, dies gilt besonders für die Marienglocke, die 1894 bei Otto Spannagel in Landshut gegossen wurde. Den ersten schriftlichen Nachweis über die Kirchenglocken gibt es in den Aufzeichnungen von Pfarrer Holzgartner, er schreibt: „1691 besaß Miltach bereits 3 Glocken, da Schlosser Schneemann aus Pogen die größer und mitter Glockhen umgehängt“. Gemeint ist damit die Neubefestigung der Glocken.
Im Jahr 1894 wurden bei dem Glockengießer Otto Spanagl in Landshut drei Glocken bestellt: die Marienglocke, Gewicht 635 Kilogramm, Schlagton fis, sie trägt eine lateinische Inschrift, die Übersetzung lautet: „O reine Magd, o unbefleckte Jungfrau, o Zierde der Frauen, Glanz der Töchter, heilige und gebenedeite Jungfrau, bitte für uns.“
Diese Glocke hängt noch jetzt im Turm und wird für den vollen Stundenschlag benützt. Weiter lieferte die Landshuter Glockengießerei eine Martinsglocke mit einem Gewicht von 302 Kilogramm und eine kleinere Wendelinglocke mit 203 Kilogramm. Am 8. Februar 1895 erhielten diese drei Glocken in Regensburg die kirchliche Weihe. Am 10. Februar, es war der Sonntag Septuagesima, wurden sie nach der Rosenkranzandacht in einem feierlichen Zug vom Bahnhof abgeholt. Das Aufziehen mit reiner Muskelraft auf den Turm geschah bereits am nächsten Tag, und schon um 17 Uhr erklang erstmals das Geläut. Die vorherigen drei alten Glocken wurden verkauft, nur die kleinste blieb und fand Verwendung als Sterbeglocke, bis sie 1924 aus dem Glockenstuhl fiel und dabei zerbrach. Diese Glocke hatte eine längliche Form, vermutlich gotisch, ohne Text und war durch die lange Verwendung vom Klöppel schon stark ausgeschlagen. Sie trug im Volksmund den Namen „Zügenglöcklein“, weil sie für Sterbende in ihren letzten Zügen geläutet wurde.
Aus Glocken wurden Geschütze
Während des Ersten Weltkrieges musste die Pfarrei Miltach zwei Glocken für die Rüstungsindustrie abliefern. Dazu ein Eintrag in der Chronik: „3. August 1917: Heute, während des Gottesdienstes, hat die Martinsglocke den Turm für immer verlassen. Als am 31. Juli die beiden Soldaten ankamen, um den Ausbau vorzunehmen, gab es fast einen kleinen Aufruhr im Dorf. Kirchenverwaltung und Gemeinde versammelten sich und beschlossen, die zwei zur Abnahme bestimmten Glocken nicht herzugeben, sondern nur die mittlere. Die Leute sagen: „Jetzt sind die Glocken so hoch geweiht und nun werden Kanonen daraus gegossen.“ In einem weiteren Eintrag am 26. November schildert der Ortspfarrer die Requirierung der Wendelinglocke am 27. November 1917 mit nachstehendem Eintrag: „Heute, Montag, haben sie auch die zweite Glocke vom Turm geholt. Die beiden von der Glockengießerei Gugg geschickten Soldaten warfen dieselbe vom Turm herab, ohne dass sie zerbrach, sie bohrte sich aber der Länge nach bis zur Hälfte in die Erde ein.“
Als Ersatz beschaffte Miltach wieder eine Wendelinglocke. Über ihre Ankunft ist zu lesen: „19. November 1920 – Wendelinglocke. Nach langem Warten ist heute endlich die neue Glocke auf den Turm gekommen, nachdem sie gestern abends mit dem letzten Zug von Straubing hier angekommen ist. Sie hat statt 400 Pfund nur 350 Pfund. Auch die Aufschrift: „Bitte für uns, St. Wendelin“ fehlt. Am Vormittag ist die Glocke von der Gießerei Gugg im Glockenstuhl montiert worden. Der Preis beträgt 2 200 Mark. Geweiht wurde die Glocke nach Angaben der Firma am 17. November vom Geistl. Rat und Stadtpfarrer Zingler in Straubing“.
Am 16. März 1924 erfolgt ein weiterer Vermerk über die Lieferung einer weiteren Glocke: „Gestern um 4 Uhr ist die seit November 1921 bestellte Glocke eingetroffen. Sie wiegt 423 Kilogramm und ist von Gugg, Straubing, gegossen. Heute, Sonntag, nach dem Kreuzweg, haben wir sie auf festlich geschmücktem Bruckwagen feierlich am Bahnhof abgeholt. Zwei weiß gekleidete Mädchen trugen Gedichte vor, der Kirchenchor sang ein Lied, worauf Pfarrer Holzgartner eine kleine Rede hielt. Eine sehr große Volksmenge beteiligte sich an diesem bedeutungsvollen Tag. Wir fuhren die Glocke mit dem Bruckwagen bis unter den Turm. Am Tag vor dem Feiertag Josephi wurde sie in den Turm gezogen“.
Ein erneuter Glockenraub
Bereits ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn, im Frühjahr 1940, hatte die Kriegsmaschinerie des NS-Regimes in einem kurzen Erlass entsprechende Maßnahmen für eine Metallreserve gefordert. Für das gesamte Reichsgebiet wurde die Demontage aller Bronzeglocken von den Kirchtürmen angeordnet, um sie für Rüstungszwecke einzuschmelzen. 1941 wurde Miltachs Turm ein zweites Mal geplündert: Die Pfarrei musste zwei Glocken abliefern. Es waren dies die 175 Kilogramm schwere Wendelinglocke (geliefert 1920) und die 423 Kilogramm schwere Martinsglocke aus dem Jahr 1924.
1951 kamen drei neue Glocken
Zehn Jahre lang musste die Bevölkerung allein mit der Marienglocke (1894) auskommen, sie läutete zum Gottesdienst, bei Taufen und Beerdigungen. Durch die Bemühungen von Pfarrer Georg Samhuber, der am 1. Sptember1950 nach Miltach kam, und Spendenfreudigkeit der Bevölkerung , konnten bei der Gießerei Karl Czudnochowsky in Erding neue Glocken bestellt werden. Die drei Kirchenglocken aus Euphon-Bronze kosteten 4480 Mark. Gleichzeitig hat man auch für die Mariahilf-Kapelle an der Kötztinger Straße ein Glöckchen mit 19 Kilogramm mitbestellt und geliefert bekommen.
Am 14. April 1951 holte der Miltacher Fuhrunternehmer Johann Schedlbauer die vier Glocken in Erding ab. Dieser Tag wurde für die Pfarrangehörigen zu einem Freudentag.
Der mit Girlanden und Tannenbäumchen geschmückte „Büssing-LKW“ wurde am Ortsrand bei der Schlossbrauerei empfangen und von den Vereinen mit Blasmusik zum Dorfplatz geleitet. Hier gab es einen kleinen Festakt mit Ansprachen, Gedichtvorträgen durch Kinder und musikalischer Umrahmung vom Schulchor unter Leutung von Oberlehrer Josef Weck.
Im damaligen Friedhof, zwischen Pfarrhof und Kirche, erhielten die Glocken am Sonntag, 15. April 1951, durch Pfarrer Jakob Auer aus Blaibach die kirchliche Weihe. Assistiert wurde der Akt von Pfarrer Josef Schlosser aus Chamerau und von Kaplan Karl Christl aus Runding. Wieder standen die Kinder vorne am Geschehen, um ja nichts von diesem seltenen Anlass zu verpassen. Zwei Tage später sind die Glocken von der Bevölkerung eigenhändig mit langen Seilen auf den Turm gezogen worden. Nachdem sie im hölzernen Glockenstuhl von den Monteuren befestigt waren, erklangen sie gemeinsam weithin über das Dorf. Nach zehnjähriger Unterbrechung war endlich wieder ein vollständiges Geläut, und sie läuteten für Miltach eine lange, lange Friedenszeit ein.
Auf der neuen Josefsglocke ist folgende Inschrift zu lesen: „Patron der Sterbenden- Bitte für uns“. Sie wiegt 110 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 58 Zentimeter. Sie verkündet seit 67 Jahren mit einem kurzen Läuten die Sterbefälle der Pfarrei.
Die Wendelinglocke trägt die Inschrift: „Bewahre uns vor Seuchen und jeglicher Not“. Gewicht: 180 Kilogramm, Durchmesser: 68 Zentimeter, Schlagton „cis“.
Auf der Martinsglocke ist die Inschrift: „Patron unserer Pfarrei sei unser Schutzpatron und Fürbitter“. Das angebrachte Flachrelief zeigt den Heiligen mit Bischofsstab und Mitra. Die Glocke wiegt 350 Kilogramm, hat einen Durchmesser von 87 Zentimeter, mit dem Schlagton „a“.
Auf der Marienglocke ist eine lateinische Inschrift in Großbuchstaben, deren Übersetzung lautet: „O reine Magd, o unbefleckte Jungfrau, o Zierde der Frauen, Glanz der Töchter, heilige und gebenedeite Jungfrau, bitte für uns“. Rund um den oberen Glockenrand steht: „Gegossen von Otto Spannagl in Landshut im Jahre MDCCCLXXXXIV (=1894), 635 Kilogramm, Durchmesser1,05 Meter, Schlagton fis“.
Als letzte verrichteten Ida und Otto Paukner das Amt der Glöckner. Sie kamen dreimal täglich in das Turmuntergeschoss, so zum Tag anläuten, um 12 Uhr zum Mittag- und am Abend zum Gebetläuten. Das Ehepaar Paukner übernahm das Amt von Zistler. Die langen Hanfseile und der hölzerne Glockenstuhl verschwanden dann beim Kirchenumbau, da 1975 ein metallener Glockenstuhl eingebaut und auf elektrischen Antrieb umgestellt wurde.
(Bildquellen: Christian Röhrl, Erwin Vogl, www.idowa.de, www.mittelbayerische.de)
„Eine Turmuhr in 1a Qualität“
Meister Josef Weigl aus Cham lieferte 1895 für Miltach eine neue Uhr
Neben den Glocken gehörte früher auch eine mechanische Uhr zur technischen Grundausstattung des dörflichen Kirchturmes. So war es auch in Miltach bis zum Jahr 1974, als bei der Kirchenerweiterung die Turmuhr aus dem Jahr 1895 ausgedient hatte. Danach erhielt der historische Zeitzeiger eine neue Verwendung, als sie an Alfons Miedaner sen. für seinen kleinen Holzturm im Vorgarten seines Anwesens abgegeben wurde. Im Gegenzug fertigte der geschickte Bastler einen Stall für die Weihnachtskrippe der Pfarrkirche.
Einen ersten Hinweis auf eine Turmuhr in Miltach gibt die Kirchenrechnung für das Jahr 1691 wo es heißt: „Hans Georgen Schnemann, Schlossermeister aus Pogen, welcher bei diesem Gotteshaus die Uhr allenthalben zugerichtet hat“. Dies kann bedeuten, er hat die Uhr eingebaut oder auch nur repariert. In späteren Jahren wird immer wieder der Bestand einer Uhr dokumentiert. So kamen 1862 drei neue Zifferblätter an die Außenwände des Turmes. Über die Anschaffung der letzten Turmuhr wird folgendes berichtet: „Im Jahre 1895 wurde Ende Mai durch Expositus Augustin Templ bei dem Uhrmacher Josef Weigl in Cham eine neue Thurmuhr bestellt. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 820 Mark, um diesen Preis wurde sie auch geliefert. Die Uhr selbst wurde Anfangs Oktober 1895 aufgestellt. Sie ist eine Thurmuhr von 1. Qualität: sämtliche Lager aus Bronze, die Walzen aus Eisen. Das Geld hierfür ist durch eine Sammlung aufgebracht worden“. Nach der Kirchenerweiterung kam eine moderne Funkuhr in den Turm, die die Firma Georg Rauscher einbaute und seither regelmäßig wartet.
Das Miltacher Uhrenrelikt tat danach viele Jahrzehnte zuverlässig seinen Dienst und zeigte den Miltachern „was es geschlagen hatte“. Die wenigsten besaßen vor einhundert Jahren eine Taschenuhr, und wenn, wurde sie nur sonntags eingesteckt. Bei der Arbeit auf dem Feld richtete man sich nach den Schlag der Kirchenuhr. Überdies war die minutengenaue Pünktlichkeit im Tagesablauf nicht so wichtig.
Der Mechaniker und Turmuhrfabrikant Weigl war für seine hervorragende Arbeit bekannt, nicht umsonst erhielt er in Nürnberg bei der Kunstgewerbeausstellung „einen goldenen Preis“ für die Präzision und Ganggenauigkeit seiner Großuhren. Auf dem kleinen Zifferblatt im Uhrengehäuse hatte er seinen Namen festgehalten. Auf dem Perpendikel (Uhrpendel) stand er Spruch: „Benutze die Zeit“.
Die Uhr lief acht Jahrzehnte
Das Uhrwerk selbst stand auf einem Holzgestell, untergebracht in einem schrankähnlichen Verschlag im unteren Turmteil, über dem eingewölbten Läutraum. Zum Antrieb des Gangwerkes und des Stundenschlagwerkes waren drei Gewichte notwendig, die täglich mittels einer Kurbel nach oben gezogen wurden. Die dünnen Stahlseile waren auf Trommeln aufgespult. Zum Drehen der drei Uhrzeiger an der Außenwand führt eine Triebstande vom Uhrwerk bis nach oben, wo ein Kegelzahnrad die Bewegung an die Zeiger übertrug. Damit war gewährleistet, dass die Zeiger synchron liefen.
Wie viele tausend mal wird wohl Otto Paukner (*1899 +2002) die wenigen Treppenstufen zum Uhrwerk hinaufgestiegen sein, um seiner Pflicht nachzukommen. Anscheinend war dies sehr gesund, denn der Mann wurde 103 Jahre alt. Genaugenommen hat seine Frau Ida von ihrem Vater Joseph Zistler nach seinem Tod im Jahr 1941 das Läuteamt übernommen. Das Anwesen Paukner befand sich unmittelbar an der damaligen Friedhofsmauer, somit war der Weg kurz, wenn die Frau oder ihr Mann täglich dreimal ihren Pflichten nachkamen. Das erste mal zum „Tag anläuten“, danach um 12 Uhr zum „Mittag läuten“ und am Abend zum Angelusläuten, das „Gebet läuten“. Für letzteres waren die Zeiten je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Hochsommer erst um 21 Uhr, im Winter dagegen bereits um 17 Uhr. Dieses „Gebet läuten“ bedeutete für die Kinder, das Umherlaufen auf den Straße zu beenden und sich eiligst nach Hause zu begeben. Während des dreimaligen Läuten ruhte früher die Arbeit auf Feld und im Hof. Still wurde der „Engel des Herrn“ gebetet. Die Buben und Männer nahmen solange ihre Kopfbedeckung ab.
Vor Jahrzehnten gab es im Jahresablauf noch mehrere Anlässe zum Läuten als heute. Viel Wert legten die Pfarrangehörigen auf das sogenannte „Wetter läuten“ wenn ein Gewitter aufzog. Bei den Bittgängen war es üblich, dass die Prozessionen aus Blaibach und Zandt in das Dorf hereingeläutet wurden. Das gleiche geschah beim Verlassen nach dem Schaueramt. Auch die örtlichen Flurumgänge wollten von den Glocken begleitet werden, ebenso am Fronleichnamstag. Hier war eine Person im Schallloch postiert, die auf das Zeichen der begleitenden Fahne zum Evangelium läutet. Beim Beerdigungszug von der Kirche bis zum Friedhof läuteten drei Glocken, bis der Zug an dessen Tor ankam. Als Lohn bekam die Familie Paukner von der Gemeinde im Jahr 50 Mark, damit wurde von der Kommune die Arbeit für die Bedienung der Turmuhr honoriert, denn sie war gewissermaßen für die Öffentlichkeit notwendig. Von der Pfarrei aus durfte Paukner im Pfarrbereich bei den Hausbesitzern eine „Fastenspeissammlung“ durchführen.
Der letzte Glöckner
Mit einer Episode, die Otto Paukner bei so mancher Geburtstagsfeier erzählte, erinnerte er an seine Zeit als Glöckner. Nach einem Gasthausbesuch an einem Sonntagabend war er auf dem Kanapee eingeschlafen. Als er aufwachte schaute er schlaftrunken nach der Uhr, deren Zeiger genau senkrecht standen. Er glaubte, es wäre schon 6 Uhr morgens und Zeit zum „Tag anläuten“. Eifrig machte er sich auf den Weg zur Kirche und erledigte seine Pflicht mitten in der Nacht. Erst bei sich zu Hause merkte er, dass es erst „halb zwölf“ war und er die beiden Zeiger verwechselt hatte.
Es ist schon lange her, als einige Miltacher Burschen den sonst so zuverlässigen Paukner einen Streich spielten, der jedoch keinen Schaden verursachte. Es war ein Sonntag, als die jungen Leute von einer Feier oder vom „Kammerfensterln“ an der Kirche vorbei kamen, läutete der Glöckner wie immer im Sommer um 5 Uhr den „Tag an“. Da kam den Spätheimkehrern die Idee, „wir sperren den Otto im Läuthaus ein“. Schnell liefen sie die wenigen Stufen zum Friedhof hinauf, schlugen die Türe zu und versperrten sie mit dem an der Außenseite steckenden Schlüssel. Nun war für den gefangenen Glöckner guter Rat teuer. Momentan war der Verdruss bei dem Eingesperrten groß. Paukner, der für seine Ruhe bekannt war, löste das Problem jedoch auf seine Art. Er läutete so lange, bis endlich seine Frau Ida (+1963) wach wurde und dieses Dauerläuten arg ungewöhnlich fand. Da es nicht aufhörte,wollte sie die Ursache ergründen und ging zur Kirche, wo sie schnell ihren Mann aus der misslichen Situation befreien konnte.
Text u. Bilder: Erwin Vogl, Miltach