Martiniritt 2024 war wieder ein besonders festlicher Tag in unserer Regentalgemeinde
Heiliger Martin wird in unserer Pfarrgemeinde besonders verehrt
195 Reiter beteiligen sich an der Prozession - Pater Joseph Santhappan MSFS ist der Festprediger
Nach Nässe und Wind im letzten Jahr revanchierte sich das Wetter heuer im 305. Jahr des Martiniritt mit trockener Witterung, die am Samstag wohl mit ausschlaggebend für die beachtliche Zuschauerkulisse in der Dorfmitte war. Insgesamt zogen 195 Reiter zur Maria-Hilf-Kapelle und zurück. Zuvor feierten die Gläubigen einen Festgottesdienst, den Pater Joseph Santhappan MSFS mit Diakon Martin Peintinger, Bad Kötztings Kaplan Michael Steinhilber und Gemeindereferent Franz Strigl in der Pfarrkirche konzelebrierten, eindrucksvoll mitgestaltet von den Bläsern der „Weißblau Königstreuen“ unter der Leitung von Josef Pielmeier.
Die Relikte des heiligen Martin sind in ganz Europa zu finden. „Obwohl Miltach nicht direkt an einem Martinsweg liegt, finden sich auch sehr viele Spuren des Kirchenpatrons und Menschen, die diese immer weiter fortsetzen“, so Pater Joseph. Zwar verweht der Wind in Miltach die Abdrücke der Pferdehufe und erlöschen die brennenden Laternen der Kinder, aber dies könne nur Anstoß sein, sie immer wieder neu zu hinterlassen und zu entfachen. „Ich denke, auch wir formen heute erneut solche Fußstapfen, wenn wir das Martinsfest 2024 feiern“, war der Seelsorger überzeugt.
Auf den Spuren des heiligen Martin
In der Martinserzählung werde die biblische Geschichte fortgeschrieben. „Was bedeutet es, die Spur des Heiligen Martin konkret weiter zu ziehen?“, hinterfragte der Pfarrer. Es gebe im Leben Situationen, die kurz sind, aber den betreffenden Menschen sehr viel sagen, weil sie die Charakterzüge mit außergewöhnlicher Deutlichkeit offenbaren. Es gelte, in solchen Augenblicken, auf Herausforderungen zu reagieren. Man darf vermuten, dass die Begegnung des Soldaten Martin mit dem Bettler sehr kurz war, wahrscheinlich dauerte sie nicht einmal fünf Minuten, trotzdem geriet sie nicht in Vergessenheit. „In jenem kurzen Augenblick geschieht etwas, was uns enorm viel über das Denken, das Temperament und die Eigenschaften Martins sagt“, so der Redner.
Das symbolträchtige Motiv des Mantels taucht mehrmals in der christlichen Tradition auf. In der Bibel weiß man über die große Bedeutung des Mantels für den Menschen. An einer Stelle heißt es: „Nimmst du von einem Mitbruder den Mantel zum Pfand, sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben, denn es ist seine einzige Decke für seinen Leib. Worin soll er sonst schlafen?“ Teilen verbindet, sei ein Leitsatz und eine Erfahrung, die jeder von Kindesbeinen an mache. „Es tut gut, wenn jemand etwas mit uns teilt. Dies kann nicht nur Materielles, sondern auch Zeit, Freude oder eine Begeisterung für dies oder jenes sein“, so der Geistliche.
Aber warum schenkte der Soldat Martin dem Bettler nicht gleich den ganzen Mantel? Ein solches Kleidungsstück war dazu da, um sich in der Nacht einzuhüllen wie in einen Schlafsack – zum Schutz gegen die Kälte von unten und oben. „Deswegen war der Mantel ein großes Stück Stoff, selbst noch, wenn man ihn in der Mitte teilte“, erklärte Pater Joseph. Eigentlich gab Martin dem Notleidenden alles, was er zu verschenken hatte, weil nach dem römischen Recht dem Soldaten nur 50 Prozent seines Mantels gehörten. „Die andere Hälfte war Staatseigentum. Teilen verbindet, verpassen wir die Chance nicht!“.
Der Ortsgeistliche weiht auch die Bänder, mit denen langjährige Teilnehmer am Martiniritt ausgezeichnet wurden.
Nach dem Patroziniumsgottesdienst formierte sich eine Zugkette mit 195 Reitern, die zur Mariahilf-Kapelle zogen, wo das Evangelium, der Lobpreis und die Fürbitten verkündet wurden. Zurück am Kirchplatz segnete Pater Joseph Ross und Reiter.
Bürgermeister Johann Aumeier betonte, dass beim Martiniritt nicht Selbstdarstellung, sondern die Bewahrung von Brauchtum, Tradition und Volksfrömmigkeit im Vordergrund stünden. „Die Fuß- und Pferdeprozession ist einmalig im Landkreis und darüber hinaus: Heute im 305. Jahr mit 195 Reitern“, war der Bürgermeister stolz über die rege Teilnahme. Der Rathauschef bedankte sich für das mustergültige Herrichten der Pferde. Genauso achten die Reiter auf angemessene Kleidung. „Es freut mich, dass dieses Hochfest, dass wir in Miltach begehen, seit Jahrzehnten an die jeweils nächste Generation weitergegeben werden kann.“
Ehrenbänder für langjährige Rittteilnehmer
Für 50-jährige Rittteilnahme wurden Bernhard Holzfurtner aus Miltach sowie Alois Hastreiter (Ramsried) und Peter Pirthauer (Bad Kötzting) ausgezeichnet. Für 60 Jahre Rittteilnahme erhielt der frühere Vorsitzende der Haflinger- und Kaltblutzuchtvereinigung, Willi Schedlbauer aus Bad Kötzting, ein Ehrenband. Für 60-malige Teilnahme wurde weiter Kreuzträger Franz Martin geehrt.
Abschließend lud der Bürgermeister zur weltlichen Feier in die Mehrzweckhalle mit Auftritt der Kinder- und Jugendgruppen des Trachtenvereins Miltach sowie Kirtamusik.
Text: Maria Frisch, für die Kötztinger Zeitung
Bilder: Christian Röhrl, Miltach
Fotoserien
Martiniritt 2024 (MO, 11. November 2024)
Am Samstag, den 09. November 2024 fand bei uns in Miltach der Martiniritt im 305. Jahr statt. Hier zahlreiche Impressionen von diesem besonderen Festtag in unserer Regentalgemeinde.
Urheberrecht:
Martiniritt 2024 Miltach
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