Vorbereitungen auf das Kirchweihpatrozinium laufen
Sehr lange Tradition verpflichtet zur Fortführung
Viele Gäste werden erwartet – Weltliche Feier in der Mehrzweckhalle
In unserem Regentaldorf wird am Samstag, 12. November, im Verlauf des Pfarrpatroziniums mit großer Würde wieder der althergebrachte Martiniritt abgehalten. Die hierfür Verantwortlichen fühlen sich der Tradition verpflichtet. Die notwendigen Änderungen in den letzten Jahrzehnten geschahen immer behutsam und vertretbar, so beispielsweise die Verlegung auf einen Samstag oder der Routenverlauf in Richtung Tiefental, wobei sich die Maria-Hilf-Kapelle als geeignete Station bei der Prozession erwies.
Die gesamte Pfarrgemeinde freut sich auf den kommenden Samstag, da Miltach sein Pfarrpatrozinium mit Martiniritt und eucharistischen Prozession feiert. Bei günstigem Wetter werden sich wohl wieder viele Besucher in das Dorf am Regen einfinden. Um 8.15 Uhr ziehen die Ehrengäste vom Gerätehaus mit den Ortsvereinen zur Kirche, um 8.30 Uhr beginnt der Festgottesdienst in Konzelebration mit mehreren Geistlichen. Gegen 9.45 Uhr formiert sich die eucharistische Prozession, wobei die Reiter den Zug anführen und die typische Tracht für diesen Tag tragen. Bei einer geistlichen Station vor der Mariahilf-Kapelle verkündet der Priester das Johannesevangelium. Nach der Rückkehr der Prozession sind am Kirchplatz Ansprachen, Ehrungen für lange Rittteilnahme und die Segnung der Reiter und Pferde. Zum Abschluss intoniert die Blaskapelle die „Bayernhymne“. Hingewiesen wird darauf, dass zur Sicherheit der Festbesucher an diesem Tag die Hauptstraße von 8.30 bis 12.00 Uhr gesperrt ist.
Nach dem Festakt ziehen Geistlichkeit, Ehrengäste und die Vereinsmitglieder zum Mittagessen in die Mehrzweckhalle. Die Gesamtbevölkerung ist auch zu dieser weltlichen Feier herzlich eingeladen. Die Besucher werden bis 17 Uhr von den „Weiß-Blau-Königstreuen“ mit bester Blasmusik unterhalten. Die Bewirtung übernimmt Caterer Schreindorfer aus Warzenried. Der örtliche Trachtenverein bietet ein Kuchenbuffet mit Kaffeeausschank zur Finanzierung seiner abendlichen Veranstaltung an. Ab 18.00 spielen „Die Sechs lustigen Fünf“ für die Kirtabesucher. Der Eintritt ist hierzu frei. Der Trachtenverein als Organisator appelliert an die Bevölkerung, seine Bemühungen zur Fortführung dieser Veranstaltung mit zahlreichem Besuch zu unterstützen.
Martiniritt: interessante Eckdaten
In geselliger Runde tauchen immer wieder Fragen über verschiedene Ereignisse auf, „wann war das?“. Nicht anders ist es wenn „Experten“ über den Ablauf oder Änderungen zum Martiniritt diskutieren. Für die zurückliegenden Jahrzehnte soll folgendes festgehalten und dokumentiert werden.
1961 ging der Ritt über die Bahnhofstraße bis zum Anwesen Rudolf Röhrl (jetzt Hirtreiter). Diese Route erwies sich nach Zeitungsmeldungen aus verschiedenen Gründen nicht als vorteilhaft.
1968 wurde erstmals der Ritt vom eigentlichen Martinstag auf einen Samstag verlegt. Ab nun galt folgende Regelung: Ist der 11. November ein Mittwoch, Donnerstag oder Freitag wird der Ritt auf 14. verlegt. Ist der 11. November ein Sonntag, Montag oder Dienstag, ist der Ritt am 8. November.
1974 und 1975 waren die Gottesdienste wegen der Kirchenerweiterung in der Schulturnhalle, die Prozession begann auf der Bahnhofstraße. Die weitere Route verlief über die Waldschmidtstraße zur Racklschusterwiese.
1980 trägt Josef Zistler letztmalig das Reiterkreuz, im folgenden Jahr übernimmt Franz Martin jun. dieses Amt.
1992 gibt es den ersten Teilnehmerrekord mit 212 Reiter. Im gleichen Jahr findet erstmals nach vielen Jahrzehnten die Abschlussfeier wieder am Kirchplatz statt.
1995 besteigt Pfarrer Gotthard Weiß aus Hofkirchen erstmals die Kanzel und predigt beim Festgottesdienst. Diese Tradition wird von ihm bis 2017 fortgeführt.
1996 bildet sich das „Martiniritt-Komitee“ mit der Aufgabe, den Martiniritt organisatorisch vorzubereiten.
1998 wird ein neuer Prozessionsweg eingeführt. Die Reiter ziehen auf dem Radweg bis Tiefental, die geistliche Andacht findet bei der Kapelle statt.
1999 erscheint der Bericht über das Pfarrpatrozinium in der Heimatzeitung erstmals mit Farbbildern.
2000 erreicht die Reiterzahl mit 254 einen erneuten Rekord.
2001 beschafft die Gemeinde mit finanzieller Unterstützung der Reiter eine Martinsstandarte, die mitgeführt wird.
2006 reitet der damalige Generalvikar Michael Fuchs am Umritt mit.
2010 beteiligen sich wegen der Pferdeseuche im Landkreis Cham nur 121 Pferde.
2015 findet die weltliche Feier zum Kirchweihfest erstmals in der Mehrzweckhalle statt.
2019 ehrt Bischof Dr. Rudolf Voderholzer den Jubiläumsritt durch seine Teilnahme. Eine Erinnerungstafel an 300 Jahre Martiniritt wird an der Außenwand der Pfarrkirche angebracht. Künstlerin ist Marion Abate aus Miltach.
2020 im „Coronajahr“ , beschränkt sich der symbolisch durchgeführte Martiniritt auf zwei Reiter.
Ludwig Laumer erinnerte sich
Am 8. November 1997 erhielt der Austragslandwirt Ludwig Laumer für seine Beständigkeit zum Martiniritt für 70malige Teilnahme ein Erinnerungsband. Aus diesem Anlass besuchte ihn vor 25 Jahren unser Mitarbeiter um sich vom „Holzbauer“ die Abläufe des Festes in seiner Jugend schildern zu lassen. Dabei entstand der inzwischen historische Bericht.
Ludwig Laumer wuchs auf dem elterlichen Hof mit Pferden auf und die Freude an diesen Tieren hielt ein Leben lang an. Dies war mit ein Grund dafür, dass er mit seinen 78 Jahren immer noch dabei ist, wenn es um Pferdeveranstaltungen und religiös geprägte Umritte oder Pferdeprozessionen geht. Beim Pfingstritt nahm er schon 68mal teil und beim Martiniritt erhielt er 1997 ein Treueband für 70malige Teilnahme. Seine Einstellung zum Martiniritt drückte er bei dieser Ehrung treffend mit dem Satz aus: „Ich danke meinem Vater, der mir schon in jungen Jahren das Mitreiten ermöglicht hat und dem Herrgott sei Dank für die mir verliehene Gesundheit“. Wenn man so lange dem Martiniritt verbunden ist wie der Austragsbauer, kann man so manches berichten.
Ludwig Laumer, 1920 geboren, wuchs mit weiteren sieben Geschwistern auf dem „Holzbauernhof“, nahe Voggenzell, auf. Da sein Vater gelegentlich mit Pferden handelte, blieben im Spätherbst nach Abschluss der Feldarbeiten nur noch zwei Rösser am Hof, wo den Sommer über manchmal drei oder vier standen. Sein Vater ermöglichte es aber immer wieder, dass auch für den kleinen Ludwig ein geeignetes Pferd zur Verfügung stand, wenn der 11. November nahte und in Miltach der Martiniritt bevorstand. Das erste Mal ritt er als Bub mit seinem Bruder Wolfgang. Der jetzige Austragsbauer vom Holzhof erinnert sich noch sehr lebhaft daran, dass er die Reiterfahne mitführen durfte, die sein Vater 1922 für 25- jährige Teilnahme am Miltacher Ritt erhielt. Diese Auszeichnungen gehen sicher auf Initiative des damaligen Expositus Karl Holzgartner zurück, der von 1916 bis 1924 in Miltach wirkte und erstmals schriftliche Aufzeichnungen über den traditionellen Umritt verfasste.
Nach Laumers Schilderungen sind die Pferde schon am Vortag des Ritts nicht mehr eingespannt und zur Arbeit verwendet worden. Am Festtag selbst wurden sie bereits ganz früh am Morgen noch gründlich geputzt, gestriegelt und geschmückt. Die dazu notwendigen Papierröserl fertigte die Familie Frisch, mit dem Hausnamen“Kranzmacher“. „Ihre mit Goldfäden verzierten Röserl waren immer die schönsten“. Für die Reiter gab es damals keine besondere Kleiderordnung: der Sonntagsanzug, auf dem Kopf der Hut mit einem Myrtenzweig und Stiefel, in denen eine Kranewittgerte steckte.
Mit dem gesattelten Pferd ging es vom Hof weg über Wald- und Feldwegen nach Miltach, wo man sich vor der Kirche mit den übrigen Reitern aus der näheren Umgebung traf: „es waren nie mehr als 15 bis 20“, erinnerte sich der Jubiläumsreiter. Der Pferdebestand war nie so hoch wie man ihn jetzt einschätzt. Zur damaligen Zeit waren Ochsen das wichtigste Zugtier vor Pflug und Wagen. Es kam schon auch vor, dass mancher Bauer aus dem Pfarrbereich sich überhaupt nicht beteiligte. Immer dabei waren allerdings der Brauereibesitzer Karl Lindner aus Kötzting und der legendäre Franz Zitzelsberger, genannt „Grubmüller-Franz“.
Die eucharistische Prozession, traditionell angeführt von einem Kreuzträger auf einem Schimmel, bewegte sich auch schon 1932 über die gleiche Route wie heute, mit der Station auf der „Racklschusterwiese“, allerdings mit einer gravierenden Abweichung am Schluss: bis kurz vor dem 2. Weltkrieg endete die Reiterprozession erst nach dem Umreiten der Pfarrkirche in der damals noch bestehenden Friedhofsmauer. Der Zugang befand sich auf der Seite des Gasthauses Brunner. Hier ging es durch den überbauten Torbogen hindurch und nacheinander ritten die Burschen und Männer im Uhrzeigersinn auf dem schmalen Weg hintereinander zwischen den Gräbern um die Kirche. Schwierig war es für die Rösser beim Verlassen des Friedhofes, die für sie ungewohnten Stufen hinabzusteigen. Ludwig Laumer hat diese Prozedur noch in unguter Erinnerung, weil er mit der Fahne seines Vaters an die niedrige Decke des Durchganges stieß und dabei die Spitze abbrach.
Den Abschluss bildete die Ansprache des Priesters, der sich dazu auf ein bereitgestelltes Pferd setzte. Mit dem gemeinsam gesungenen „Te Deum“ klang der kirchliche Teil des Pfarrpatroziniums aus. Zur weltlichen Feier waren am Dorfplatz auch schon um 1930 Verkaufsstände vorhanden, wo Gegenstände für den täglichen Gebrauch zu erwerben waren. Für die Reiter gab es mehrere Gasthäuser. „Die erste Einkehr war beim Brunmerwirt, die zweite beim Griesbeck und die letzte in Oberndorf beim Wirt“, so hielten es die Alten beim Kirta nach Ludwig Laumers Schilderungen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich beim Holzhofbauern viel angesammelt, was mit Pferd und Ritt zu tun hat. So wird im Obergeschoss des Hauses verwahrt: Zaumzeug, Prachtkummet für schweres Gefährt und leichte Kummet für Gäuwagerl, Stiefel und Sättel, Erinnerungsbänder und -fahnen. Ludwig Laumer verstarb am 15. Mai 1912 im Alter von 91 Jahren.
Text: Erwin Vogl, Miltach
Foto: Christian Röhrl, Miltach
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