Die Mari-Hilf-Kapelle am Ortseingang von Miltach und ihre Geschichte
Die Maria-Hilf-Kapelle stammt aus dem Jahr 1780
Erbauer waren die Schönprunner - Um die Pflegearbeiten kümmern sich Nachbarn
Jedes Jahr finden sich im Monat Mai Beter und Marienverehrer in der Maria-Hilf-Kapelle zu Maiandachten ein. Die Organisation für die Zusammenkünfte übernehmen die in der Nachbarschaft wohnenden Familien. Sie sind es auch, die sich das ganze Jahr über für die Pflege der Kapelle und deren Umfeld einsetzen. Sie mähen den Rasen und sorgen für frischen Blumenschmuck am Altar. Neben den Maiandachten hat die Kapelle keine weitere liturgische Funktion im Jahresablauf, außer am Kirchweihfest, wenn der Martiniritt hier eine geistliche Station einlegt, da das kleine Gotteshaus die passende Kulisse bietet.
Bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Maria-Hilf-Kapelle noch allein an der Kötztinger Straße, etwa 300 Meter vom Miltacher Ortsrand entfernt. Erst 1948 begann hier die Bautätigkeit in der inzwischen auf etwa 30 Wohngebäude angewachsenen Kapellensiedlung. Bemerkenswert dabei ist, dass der Sattlermeister Adolf Neumeier als erster Bauherr für sein Haus noch tausende der notwendigen Ziegelsteine selbst anfertigte und in einem eigens errichteten Ofen brannte.
Der Bau der Kapelle geht höchstwahrscheinlich auf das Jahr 1780 zurück, wie aus einer Kalksteinplatte über dem Eingang zu lesen ist. Das steinerne Dokument enthält neben dem Wappen der damaligen Schlossbesitzer folgende Inschrift: „I. N. W. F. v. S. V. M. H. et K. A. 1780“. Diese Buchstaben stehen für „Johann Nepomuk Wenzel Freiherr von Schönprunn auf Miltach, Heitzelsberg und Krailing“. Im Oktober 1921 wurde die schenkungsweise Übertragung des Eigentumsrechts der Kapelle durch den Besitzer Josef Kyrein an die Kirchenstifung notariell verbrieft. Kyrein aus Unterbiberg bei München war damals Schlossherr von Miltach.
In „Kunstdenkmäler Bayern, Bezirksamt Kötzting“ wird 1922 für den Sakralbau ein kleiner, rechteckiger, flachgedeckter Innenraum mit Rundchor angegeben. Die Einrichtung bestand damals hauptsächlich aus einem Rokokoaltärchen aus der Zeit um 1780. Neben einigen kleinformatigen Apostelbildern befand sich hier das Holzrelief „Mariens Tod“, eine ansprechende Arbeit der Spätgotik um 1520. Diese kunsthistorisch wertvolle Darstellung befindet sich jetzt im Chorraum der Pfarrkirche. Das Deckenfresko zeigt die heilige Familie bei der „Rückkehr aus Ägypten“. Ein weiterer Schmuck ist das verschlungene Marienmonogramm an der Decke. Vier Fenster erhellen den Innenraum.
Bis zum 2. Weltkrieg befanden sich in dem sechseckigen Türmchen noch zwei kleine Glocken, von denen die ältere nach den Aufzeichnungen von Expositus Holzgartner vermutlich einen kunstgeschichtlichen hohen Wert besaß. Der untere Durchmesser betrug 27 Zentimeter. Die weiter oben hängende Glocke ohne Inschrift war von neuerem Datum. Sie wog 18 Kilogramm. Allem Anschein nach goss sie 1837 Josef Anton Spannagl in Regensburg.
Der Eingangsbereich zur Straße hin wurde von einer hölzernen Vorhalle geschützt. Hier und im weiteren Außenbereich standen bis 1935 zahlreiche Totenbretter, wie auf alten Fotos zu sehen ist. Nicht unerwähnt soll der Brunnenauslauf links des ehemaligen Treppenaufganges sein, der selbst in niederschlagsarmen Jahren ausreichend bestes Wasser spendete. Trotzdem trug er den abwertenden Namen „Kropfbrunnen“, denn die Miltacher waren in damaliger Zeit der Meinung, dass ihm die damals noch häufige Schilddrüsenerkrankung, der „Kropf“, zuzuschreiben sei. Inzwischen ist der Brunnenauslauf leider verschwunden und niemand kann sich an dem Quellwasser erfrischen.
Eine Chronik berichtet, dass die Kapelle irgendwann durch Blitzschlag abbrannte. Da sich Freiherr von Schönprunn in finanziellen Schwierigkeiten befand und sich nicht um den Wiederaufbau kümmerte, übernahmen die Ortsbewohner selbst die Instandsetzung. In der Pfarrregistratur gibt es folgendes Protokoll über den Vorgang: „Michl Zankl von Schwarzendachsberg sagte am 28. Oktober 1895 aus. Die Kapelle wurde 1831 wieder erbaut und im Advent 1831 durch Pfarrer Xaver Eibl aus Chamerau eingeweiht. Das benötigte Holz schenkte Baron Schönprunn. Die Steine brachten die Einwohner von Miltach, Höhenried, Kreuzbach und Oberndorf unentgeltlich. Den Kalk kaufte Matthias Zankl, ein gebürtiger Miltacher, der bei Graf Preysing, Moos, als Hausmeister angestellt war“.
Auch danach waren laufend größere Renovierungen und kleinere Ausbesserungen notwendig, so zum Beispiel 1938 und 1975. Bei der letzten Renovierungsarbeit wurde ein Glasbehälter entdeckt, in dem sich ein Schriftstück mit folgendem Text befand: „Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Im Jahre des Heils, im 17. Jahr der glorreichen Regierung Sr. Heiligkeit des Papstes Pius XI., als Exzellenz Dr. Michael Buchberger, Bischof von Regensburg, Gottfried Wensauer, Expositus in Miltach war, als Adolf Hitler Kanzler des Deutschen Reiches, Karl Griesbeck kommissarischer Bürgermeister von Miltach war, konnte im Juli und August Mariahilf-Kapelle bei Miltach dank des Opfersinns der Expositurangehörigen gründlich restauriert werden. Diese Kapelle sei fernerhin allen die vorübergehen, eine erfolgreiche Einladung zum Lobe Gottes und zum Vertrauen auf unsere himmlische Mutter, jedem, der hier gläubig betet, werde Trost, Segen und Gnade zuteil! Kirchenverwaltung Miltach: Alois Wanninger, Oberndorf; Johann Früchtl, Eben; Xaver Holzfurtner, Miltach; Paul Vogl, Oberndorf; Ludwig Breu, Miltach.“
Bei diesen Arbeiten vor dem 2. Weltkrieg bekam das sechseckige Türmchen vermutlich auch seine Blechverkleidung. Auf historischen Fotos sind die Einschusslöcher zu sehen, die von übermütigen US-Soldaten stammten. Im Jahr1951 kam dann auch wieder eine kleine Glocke in den Turm, nachdem die frühere für Rüstungszwecke abgeliefert werden musste. Bei einer sehr gründlichen Sanierung im Jahr 1975 erhielten der Turm und das Dach einen Belag aus Holzschindeln.
Im Jahr 2002 wurde auf Veranlassung von Pfarrer Friedrich die Frontseite zur Straße hin durch eine Holzverschalung und ein Fenster vollständig geschlossen, die zwar vor Verschmutzung schützen, aber das Gebäude nicht zu seinem Vorteil veränderten.
Text: Erwin Vogl, Miltach
Bild: Christian Röhrl, Miltach
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