Pater Rockose Kolenchery berichtet aus seiner Heimat
Pater Rockose Kolenchery seit drei Wochen wieder in der Pfarreiengemeinschaft
Indischer Geistlicher vertritt auch in diesem Jahr BGR Pfarrer Augustin Sperl während seines Urlaub in der Seelsorgeeinheit Miltach / Blaibach – die Missionsarbeit ist dem indischen Geistlichen ein ganz großes Anliegen
Nun schon fast drei Wochen ist der indische Pater Dr. Rockose Kolenchery wieder in der Pfarreiengemeinschaft Blaibach / Miltach und vertritt BGR Pfarrer Augustin Sperl während seines Sommerurlaub. Der immer freundliche Ordensmann hat, nachdem er bereits in den letzten sechs Jahren für jeweils vier Wochen seine Tage der Erholung im Regental verbrachte, auch in diesem Jahr wieder den weiten Weg aus Nordindien hier hergefunden. Pater Rockose ist noch bis Mittwoch, 13. September im Pfarrhof in Blaibach anzutreffen. Dann wird er für einige Wochen noch in Deutschland bleiben und für zwei Wochen eine Urlaubsvertretung im Bistum Hamburg übernehmen, ehe er Ende September wieder den rund 11stündigen Rückflug in seine indische Heimat antreten wird.
Pater Dr. Rockose Kolenchery wurde am 03. September 1960 in Manickamangalam, Bundesstaat Kerala geboren und wuchs zusammen mit 4 Geschwister auf. Seine Eltern legten schon in seiner Kindheit ganz viel Wert auf eine christliche Erziehung und auch auf Bildung (eine Schwester ist im Franziskaner Orden als Lehrerin). Jeden Abend wurde in der Familie der Rosenkranz gebetet, Pater Rockose hat seine Schulzeit mit 15 Jahren beendet und ging dann in das Priesterseminar der Karmeliten. Schon mit 13 Jahren verspürte er durch eine Inspiration, den Wunsch, Priester zu werden. Während des Studiums, das eine indische Familie mitfinanzierte, trat er mit 25 Jahren in den Karmelitenorden ein und legte das Gelübde der Armut, der Gehorsamkeit und der Ehelosigkeit ab. Nach 3 Jahren Philosophie- und 4 Jahren Theologiestudium wurde Pater Rockose 1989 in seiner Heimatpfarrei „St. Rockose“ Manickamangalam durch Cardinal Antony Padiyara zum Priester geweiht. Danach erweiterte er durch die Hochschulbildung an der Kerala Universitiat mit bester Auszeichnung die Vorbereitung zum Doktorat. Viel Freude hatte der junge Priester in einer Pfarrei, wo er 10 Jahre vielen Menschen den Glauben näherbrachte, nebenbei lehrte er auch im Priesterseminar und war Direktor der Karmelitischen Buchhandlung in Trivandrum. Wegen der guten und erfolgreichen Arbeiten, schickte ihn der Provinzial nach Belgien zur Doktorarbeit, die Pater Rockose, zur Hälfte selber, durch Urlaubsvertretungen in Deutschland, und einer evangelischen, deutschen Familie, finanzieren musste. 2005 konnte er die Promotion mit sehr gutem Ergebnis abschließen. Der indische Priester konnte dann sein Wissen als Professor sehr vielen Priesterstudenten in seiner Heimat Indien weitergeben und als Rektor sowie Prior seine Seminaristen auf einem guten Weg vorbereiten. Besonders glücklich ist er über sein 26jähriges Leben und Wirken als Priester, so konnte er schon mehr als 700 Diakone aus verschiedenen Priesterseminaren zur Priesterweihe begleiten. Sein Primizspruch „Der Herr hat zu mir gesagt, du brauchst nicht mehr als meine Gnade“, ist für den Ordensmann noch immer ein gültiger Leitsatz für sein priesterliches Wirken. Sein Unterricht ist bei den Seminaristen sehr beliebt. Durch die Aufenthalte in Deutschland, kann er viele gute Ideen nach Indien mitbringen. Er spricht 8 verschiedene Sprachen, die er allein gelernt hat. Seine Hobbys sind Bücher lesen, Briefmarken aller Länder sammeln und das Meditieren.
Christlicher Glaube in Indien
Trotz der schwierigen Situation in Indien ist der Glaube der Menschen dort sehr stark. Der Besuch der Messe am Sonntag ist für die ganze Familie Pflicht. Dort wo es Kirchen gibt, sind diese immer voll – es kommen teilweise bis zu 800 Gottesdienstbesucher. Häufig findet der Gottesdienst aber auch in sehr kleinen Kirchen oder unter freiem Himmel statt.
Der Messritus in Indien ist anders als hier bei uns. Es gibt drei Formen, „Syro Malabar“, „Syro Mazankara“ und ein lateinischer Ritus, wobei dieser dem unseren am ähnlichsten ist. Der Sonntagsgottesdienst, so beschreibt der Pater, dauert je nach Ritus bis zu zwei Stunden. Es wird dabei nicht nur gebetet, sondern auch gesungen und getanzt. Nach der Messe findet eine Bibelstunde für Kinder und Jugendliche statt. Viele Jugendliche entscheiden sich schon im Alter von etwa 16 Jahren für ein Leben im Priesterseminar oder im Kloster. Die Gelübde können sie allerdings erst mit Mitte 20 ablegen. Ähnlich wie bei uns wird auch in der Heimat des indischen Priesters die Gottesmutter Maria besonders verehrt. In den Familien wird jeden Tag vor dem Abendessen ein Rosenkranz gebetet und viele Mädchen werden auf den Namen Maria getauft.
„Die „Tankstellen“ für den Priester, das sind vor allem die Eucharistie, das Gebet und das Sakrament der Versöhnung“ sagt Pater Rockose. Da er die Eucharistie sehr verehrt, hat er an die Klosterkirche in Trivandrum eine Sakramentenkapelle gebaut, wo die Leute den ganzen Tag die Hl. Eucharistie verehren können. Er verehrt auch die Muttergottes vom Berge Karmel sehr und hat dabei schon viel Gnade erfahren. Pater Rockose sagte: „Ich bin sehr glücklich, dass ich den Weg als Bote Gottes und Menschenfischer gewählt habe. Ich freue mich jedes Jahr sehr auf die Urlaubsvertretungen und geniest auch die gute Bayrische Luft und das gute Essen.“ |
Heute lehrt er Philosophie im Priesterseminar „Carmel Hill Philosophy College“ in Trivandrum. Zurzeit sind rund 57 junge Männer in diesem Seminar, wovon neun in diesem Jahr zum Priester geweiht werden.
Der Pater hat sich auch weiterhin der Aufgabe verschrieben, die Situation der Menschen in seinem Heimatland zu verbessern. Als sehr gelungen in zweifacher Hinsicht bezeichnet er einen Spruch, den er an einem Bauzaun auf dem Frankfurter Flughafen sah. Die Werbung einer Fluglinie die da lautet „damit der Himmel offen bleibt, haben wir auf Erden viel zu tun“, könnte die Aufgabe seines priesterlichen Wirkens nicht besser beschreiben. Im Süden des indischen Bundesstaates konnte Pater Rockose zusammen mit seinen Ordensbrüdern vom Karmelitenorden bereits vieles umsetzen. Dazu gehört neben der Schulbildung für die Kinder die Linderung der Notsituation, ohne frischem Trinkwasser auskommen zu müssen. Die bittere Armut der Bevölkerung, die fehlende Infrastruktur (Strom ist Mangelware) und ein Postwesen ist hier gänzlich unbekannt, sowie ein sehr dürftiges Bildungsangebot gerade für die Kinder, bedeuten für ihn und seine Mitbrüder eine richtig harte Aufgabe. In verschiedenen Projekten möchte der Orden der Karmeliten helfen, wo die Not am größten ist. Mit den Spenden, die der Geistliche die letzten Jahre aus Miltach und Blaibach mitbekam, konnte er schon viel bewirken. So berichtet der Geistliche: „Viele Familien in der Pfarreiengemeinschaft Miltach / Blaibach unterstützten mich und meinen Orden in Indien finanziell. Spenden für viele soziale Projekte, wie Schulgeld für Kinder und Brunnen bohren, wo sonst die Menschen zu Fuß Kilometerweit für Trinkwasser gehen mussten. Dafür sage ich „Vergelt’s Gott“. So machen die Völker der Dörfer gute Fortschritte. Wir lieferten Nähmaschinen an junge Frauen, sie machen Job in ihren Häusern und Dörfern und es ist eine besondere Hilfe für die Kranken und die Leidenden. Durch die Spenden aus den beiden Regentalgemeinden konnte zahlreichen Kindern das Jahresschulgeld bezahlt werden, weitere Brunnen konnten gebohrt werden. Der Ordensgeistliche berichtet weiter: „Vor 3 Jahren haben wir ein Traumprojekt gegründet, eine private, kirchliche Schule für Kinder jeden Alters. Der Staat bietet im Umkreis von 100 Kilometer, keine Schulbildung an, so haben wir ein paar Hektar Land gekauft, um eine Schule zu bauen. Ja und 11 Klassenräume sind schon fast fertig. Wir hoffen, den Unterricht 2020 beginnen zu können. Ich erinnere mich mit Freude daran, dass einige Leute aus diesen beiden Gemeinden uns finanziell geholfen haben, diese Schule zu bauen. Vergelt‘s Gott an alle Spender. Ich bitte auch weiterhin um eure großherzige Hilfe und euer Gebet für unsere Projekte in Indien.“
Viele weitere Projekte stehen jedoch noch an. Weitere Brunnen sollen noch gebohrt werden. Damit auch die Mädchen etwas lernen können, möchten die Klosterbrüder weiteren jungen Frauen einen Nähkurs anbieten. Dazu müssen aber erst noch Nähmaschinen besorgt werden, damit die Frauen dann in „Heimarbeit“ die Hemden und Hosen produzieren können, um so ihre Familie zu ernähren. Auch das Projekt „Schulgeld“ soll erfolgreich weitergeführt werden. Die Kinder können nur dann zur Schule gehen, wenn sie Geld für die Schulkleidung und die Bücher haben. Es wird auch ein Studentenheim gebaut, für Schüler die weit mehr als 100 Kilometer zur Schule haben.
Text: Christian Röhrl, Miltach
Bild: Pater Rockose Kolenchery, Indien
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