Großes Jubiläumsfest am Sonntag
Kirche ist Zentrum und Herzstück der Regentalgemeinde
Pfarrei „St. Martin“ feiert am Sonntag das 40jährige Bestehen der Pfarrkirche, den Abschluss der Kirchenrenovierung und den 1700. Geburtstag des Hl. Martin mit einem großen Fest
Am Sonntag, 11. September, feiert die Pfarrei Miltach mit einem feierlichen Gottesdienst und dem anschl. Pfarrfest in der Mehrzweckhalle das 40jährige Bestehen der heutigen Kirche, den Abschluss der Außenrenovierungen und den 1700. Geburtstag des Kirchenpatron, des Hl. Martin. Mitgestaltet wird die Messfeier von den Bläsern unter der Leitung von Josef Pielmeier. Auch die Ortsvereine beteiligen sich an dem kirchlichen Festtag. In einem vorbereitenden Triduum mit drei festlichen Gottesdiensten an den vergangenen 1. Sonntagen der letzten drei Monaten, hat sich die Kirchengemeinde intensiv auf diesen Festtag vorbereitet. Grund genug, jetzt auch zu diesem Anlass einen besonderen Zelebranten hinzu zu bitten. Mit Domkapitular Thomas Pinzer aus Regensburg besucht am Sonntag ein weiterer Würdenträger aus Regensburg die Pfarrei. Der Geistliche hat mit Miltach eine besondere Verbindung, weil er hier in den 80er Jahren unter Pfarrer Johann Six sein kleines Praktikum zur Vorbereitung auf den Priesterberuf verbracht hat.
Kirchenrenovierung
Wenngleich die Vorbereitung auf die Außenrenovierung eine sehr lange Zeit in Anspruch nahm und von der Erstbegehung bis zu Umsetzung des Projektes nahezu vier Jahre ins Land gingen, ist man nun doch froh, das Kirchenumfeld wieder soweit instand gesetzt zu haben. Am augenscheinlichsten sind natürlich die neu verputzten Fassaden sowie die Ausbesserungen der Dachrinnen mit neuem Kupferblech, die Trockenlegung des Fundamentes um das Presbyterium und den Kirchturm und die Neugestaltung des kirchlichen Umfeldes. Die Sanierung umfasste also mehrere Abschnitte – die Wände innen und außen inklusive Ausbesserung des Putzes und einzelner Elektroinstallation, das neu angelegte Umfeld um den östlichen Teil des Kirchenbaues, sowie die Verbesserung der Drainage um die älteren Kirchenmauern. Zusätzlich zum ursprünglichen Plan sind noch die Ausbesserung der Regenabflussrinnen und eine weitere Beleuchtungseinheit für den Kirchturm hinzugekommen. Bereits vor gut zwei Jahren wurde der Kirchturm grundlegen renoviert, innen wurden zudem einige Stufen zum Turmzimmer erneuert und damit verbunden das Hochsetzen des Treppengeländers, gemäß den neuesten Anforderungen, umgesetzt. Das Turmkreuz und die Zeiger der Turmuhren wurden in einer Werkstätte in Regensburg neu vergoldet. Im vergangene Jahr 2015 wurden dann noch die Drainagearbeiten durchgeführt, um die Feuchtigkeit aus dem alten Mauerwerk effektiver ableiten zu können. Gelungen ist das Projekt trotz des doch sehr langen Zeitplanes nun endlich. Dass die Renovierungszeit einigermaßen eingehalten werden konnte, ist vor allem den Handwerkern aller beteiligten Gewerke zu verdanken, die, wie der Kirchenpfleger Christian Röhrl betonte, harmonisch zusammengearbeitet haben – Hand in Hand und mit großer fachlicher Qualität. Architekt Robert Lindner vom Architekturbüro Schnabel & Partner aus Bad Kötzting hat das Ganze bestens geplant und koordiniert. Gelungen ist auch die Finanzierung. Mit der Schätzung von 457.700 Euro ging man ins Rennen und hat am Ende mit 395.745 Euro unter der vorherigen Schätzung abschließen können. 40 Prozent der ursprünglich angesetzten Kosten werden von der Diözese übernommen.
40 Jahre Kirche in Miltach
Der Wunsch nach einer Kirchenerweiterung geht schon sehr weit zurück, denn bereits am 11. April 1920 gab es zur Umsetzung dieses Planes eine Generalversammlung des „Kirchenbauvereins St. Martin“, zu der Expositus Karl Holzgartner vermerkt: „Sie fand beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn es fanden sich nur 25 Personen ein“. Über Ziele und spätere Ergebnisse des Vereins gibt es keine Erkenntnisse. Möglicherweise hatte der Verein aber auch nur die Aufgabe der bevorstehenden umfangreichen Kirchenrestaurierung zu fördern und zu unterstützen, die dann nachweislich am 6. Juni 1921 begann und die sich bis April 1923 hinzog. Starke Einwände verhinderten in den darauffolgenden Jahren die Kirchenerweiterung.
Im Vorfeld der jahrelangen Bemühungen zum Erweiterungsbau oder Neubau an einer anderen Stelle kam es dann erneut Anfang 1972 zur Gründung eines Kirchenbauvereins. Bei den Diskussionen zum beabsichtigten Projekt stellte sich bald heraus, dass nur eine Erweiterung in Frage kommen konnte. Gegen den Neubau einer Kirche an einer anderen Stelle sprachen in der Hauptsache drei Argumente: 1. Die Bevölkerung wollte ihre Kirche im gewachsenen Dorfkern als baulichen und geistlichen Mittelpunkt erhalten. 2. Für einen Neubau stand kein geeignetes Grundstück zur Verfügung, das den finanziellen Möglichkeiten der Pfarrgemeinde und den notwendigen städtebaulichen Anforderungen entsprach. 3. Man sah sich wirtschaftliche nicht in der Lage, zwei Kirchen zu unterhalten, wovon eine ja überhaupt nicht gebracht würde. Mit dem 19. März 1974 begannen endlich die Arbeiten zum Kirchenneubau. Kurz vor dem Zwölfuhrläuten zog eine Planierraupe mit einem Stahlseil die obere Giebelwand der alten Pfarrkirche zusammen dem Dachstuhl in Richtung Brunner. Mit lautem Getöse und in einer mächtigen Staubwolke stürzte alles zusammen.
Den Sommer über wuchsen die fünf Strebepfeiler der beiden Längsseiten im Zeitplan nach oben. Das Innere, bestehend aus bewehrtem Stahlbeton, Außen ließ Architekt Karl Habermann aus Buchendorf bei München, Hartbrandziegel verwenden. Die vordere gotische Giebelwand erhielt aus statischen Gründen eine zusätzliche Verstärkung aus den gleichen roten Steinen. Eine Herausforderung für die Bauleute war die Erstellung der nahezu 20 Meter hohen Rückwand, verstärkt mit zwei Betonstreben. Nach einem unfallfreien Baufortschritt konnte in einer schlichten Feier am 25. Oktober 1974 das Richtfest abgehalten werden. Da der alte Glockenstuhl aus Holz sehr schadhaft war, kam ein neuer aus verzinkten Stahlwinkelschienen in den Turm. Das Innere des Kirchenschiffes erhielt eine Holzschalung, darunter wurde Isoliermaterial befestigt. Am Samstag, 20. Dezember 1975, konnte der Ortsgeistliche Georg Samhuber erstmals in der erweiterten Kirche einen Gottesdienst zelebrieren. Vorher weihte er in einem einfachen schlichten Segensakt den Volksaltar.
Aus der damaligen Zeitung ist folgender Aufruf zur späteren Weihe der Pfarrkirche zu entnehmen: Der Sonntag, 8. August 1976 wird in den Aufzeichnungen der kirchlichen wie politischen Gemeinde Miltach mit einem entsprechenden Vermerk aufgeführt werden. Diesem Tag kommt eine Vorrangstellung zu. Um dem Festtag einen würdigen Rahmen zu verleihen, ersucht das Pfarramt um starke Beteiligung der Bevölkerung. Besonders die Vereine sind zur Teilnahme aufgerufen. Nach den kirchlichen Feierlichkeiten, die um 8.30 Uhr beginnen und wo Weihbischof Karl Flügel die Weihe der Kirche vollziehen wird, findet gegen 12 Uhr eine weltliche Feier mit Festansprachen im Gasthof „Bürgerhof“ statt, die den Festtag abschließt.
1700 Jahre Heiliger Martin
Miltach ist aber auch seinem Schutzpatron, dem Heiligen Martin sehr verbunden, was sich an vielerlei Gebäuden und Örtlichkeiten sehen lässt. Neben der Pfarrkirche St. Martin, tragen auch das benachbarte Pfarrheim und der örtliche Kindergarten diesen Namen. Ein eigener Platz ist dem Schutzpatron gewidmet. Die örtliche Apotheke ist eine Martins-Apotheke. Und nicht zuletzt der Miltacher Martiniritt, der im Jahr 2020 sein 300. Jubiläum feiern kann, sind fest mit dem Ort und seinem Brauchtum verbunden.
316, also vor 1700 Jahren, wurde Martin von Tours als Sohn eines römischen Militärtribuns in Pannonien im heutigen Ungarn geboren. Die Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Im Laufe seiner Dienstzeit als Soldat kam er u. a. nach Gallien, dem heutigen Frankreich. Im Alter von 36 Jahren wurde er 351 getauft. Fünf Jahre später, 361, errichtete er das erste Kloster des Abendlandes im französischen Ligué. 372 wurde er zum Bischof von Tours gewählt. Am 8.11.397 starb Martin im Alter von 81 Jahren. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er am 11. November, dem heutigen Martinstag, in seiner Bischofsstadt beigesetzt. Sein Grab befindet sich in der Krypta der Kirche Saint Martin de Tours. Er war der erste in der Geschichte der lateinischen Kirche, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte. Martin von Tours ist bis heute einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche. Aufgrund seiner Vita ist der Heilige Martin Schutzheiliger der Reisenden, der Armen und Bettler, im weiteren Sinne auch der Flüchtlinge und Gefangenen. Er ist der Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei, Landespatron des Burgenlandes und Patron der Stadt Mainz.
Das Festtagsprogramm
Der Festgottesdienst mit Bläsern beginnt um 9.30 Uhr. Zuvor ziehen kirchliche und weltliche Gremien zusammen mit den örtlichen Vereinen um 9.15 Uhr in einem Kirchenzug, angeführt von den Musikanten vom Feuerwehrhaus in der Bahnhofstraße zur Kirche. Nach der Messfeier ziehen alle gemeinsam zur Mehrzweckhalle. Das Team des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung sowie des Frauenbundes Miltach bewirten nach dem Gottesdienst bereits zum Mittagessen mit herzhaften Schmankerln und später mit Kaffee und Kuchen. Für die Musik sorgen die Bläser unter der Leitung von Josef Pielmeier. Beim Pfarrfest wird nicht direkt kassiert werden, sondern in der Mehrzweckhalle sind mehrere Spendenboxen aufgestellt, wo die Besucher ihren Unkostenbeitrag leisten können.
Text u. Bilder: Christian Röhrl, Miltach
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