Vortrag zur Echtheit des Turiner Grabtuches
Überwältigende Hinweise auf die Echtheit des Turiner Grabtuches
Beim Vortragsabend mit Gert Paulus aus Lam auf der Spur des Grabtuches
In der Zwischenzeit hat die Nachbildung des Turiner Grabtuches die Pfarrkirche von Miltach wieder verlassen und hat seine Rundreise in der Diözese Regensburg fortgesetzt. Jedoch haben in den vergangenen Tagen sich Gläubige immer wieder mit dieser Nachbildung, die in der Pfarrkirche ausgestellt war, auseinandergesetzt. Bei Gottesdiensten, einem Kreuzweg und bei einem Besuch der Miltacher Grundschule haben sich Erwachsene und Kinder von den Spuren auf dem Leinentuch und von seiner Echtheit überzeugt.
Zu einem besonderen Vortrag über das mysteriöse Grabtuch aus der norditalienischen Metropole Turin hat die örtliche Kirchengemeinde am Dienstag Abend in das Pfarrheim von Miltach eingeladen. Wenngleich es etwas mehr Interessenten hätten sein können (aus der Pfarrei Blaibach war leider kein Zuhörer nach Miltach gekommen) wurde es doch für die Beteiligten ein spannender und aufschlussreicher Vortrag. Das Leinentuch ist 426 Zentimeter lang und 110 Zentimeter breit mit Fischgrätenmuster. Auf nur einer Seite zeigt es die Spuren der Vorder- und Rückseite eines gepeinigten Mannes nach seiner Kreuzigung. „Die zahlreichen Merkmale des Grabtuches stimmen mit den Schilderungen und Berichten der Evangelisten überein“, das sagt Kirchenpfleger Gerhard Paulus aus Lam. Ihn konnte Gemeindereferent Franz Strigl zum Anfang des Abends im Pfarrheim in Miltach begrüßen. „Die Hinweise auf die Echtheit sind überwältigend“, so Paulus in seinen einführenden Worten. Rätselhaft bleibt jedoch die Entstehung des Bildes.
Das Grabtuch stand bereits seit 1898 in der regen Diskussion. Immer wieder wurde dessen Echtheit bejaht oder in Frage gestellt. Jedoch ist sich der Referent sehr sicher, dass das Leinentuch aus Turin durchaus echt ist und schlüsselt die Einzelheiten auf. Je nach Wohlhabenheit und Vermögen hüllten die Juden die Toten beim Begräbnis damals in ein teures oder weniger teures Leinen. Bei herausragenden Personen legte man sogar noch ein Schweißtuch über den Kopf. Seit 1570 werde die Passionsreliquie in Turin aufbewahrt – seit dem verheerenden Brand im Jahre 1532 schützt es ein sicherer Panzerglasschrank. Ist doch dieses Stück Stoff das bestuntersuchte Stück Tuch auf der ganzen Welt.
Tuch war lange Zeit verschollen
Gert Paulus ging in seinem bildhaften Vortrag auf die Geschichte des Tuches, das lange Zeit verschollen war und erst wieder 1315 in Frankreich auftauchte, ein. In den Jahren zuvor klafft eine Lücke von nahezu 150 Jahren. Heute weiß man, dass es nach der Plünderung Konstantinopels nach Athen und von dort nach Chambery in Frankreich gelangte. „Entscheidend sind zwei Ereignisse, nämlich die erste Fotografie im Jahre 1898 und die Radio-Carbon-Untersuchung im Jahr 1976“ informierte Gert Paulus. Jener Hobbyfotograf wäre seinerzeit beinahe in Ohnmacht gefallen, als er die Aufnahme vom Grabtuch entwickelte. Er erkannte darauf ein scharfes und deutliches Antlitz eines Menschen. Das was er als Negativ erwartet hätte, lag nun plötzlich als Positiv vor ihm. „Der spätere Radio-Carbon-Test war lange umstritten“, berichtete der Insider von dem zweiten Ereignis. Als man der Kirche den Vorwurf machte, in Sachen Echtheit des Grabtuches zu mauern, wurde zugelassen, dass ein kleines Stück von der Reliquie abgeschnitten werden durfte, um es anschließend von vier unabhängigen Universitäten untersuchen zu lassen. Das Ergebnis: Da der Flachs erst rund 700 Jahre alt sei, könne das Grabtuch unmöglich aus der Zeit Jesu in Jerusalem stammen. Wie sich jedoch erst später herausstellte, stammte jenes Fleckchen Stoff gar nicht vom eigentlichen Leinentuch. Der Beweis: Das Tuch hat ein Gewicht von 20 bis 23 Gramm pro Quadratzentimeter, die Stoffprobe wog auf dieser Maßeinheit fast das Doppelte.
Nahezu mit dem bloßen Auge erkennbar sind die Nagelwunden im Handgelenk, die Blutflecken am Unterarm, das Blut vom Seitenstich durch die Lanze des Soldaten, die Dornenkrone, sowie die Abdrücke vom Kreuztragen an den Schultern. „Insgesamt findet man 372 Geißelungsspuren“, erläuterte der Referent diese Wunden. Außerdem ist zu sehen, dass Dornenkronenmuster auf dem Haupt, wobei es sind eigentlich nach genaueren Untersuchungen um eine Dornenhaube gehandelt haben muss. Ein Fälscher im Mittelalter hätte von solchen Einzelheiten sicherlich keine Kenntnis gehabt. Ein berühmter Analytiker aus Amerika hat zehn Verletzungen am Kopf festgestellt. Der Leichnam hatte auch eine gebrochene Kniescheibe, durch den Sturz auf das Pflaster und die nur für Jerusalem typische Kalksteinart an Kinn, Nase, Knie und Fersen. Entgegen vieler bildhafter Darstellungen der Kreuzigungsszene wurden die Verurteilten nicht durch die Handflächen, sondern durch das Gelenk, an das Kreuz genagelt. Auf einer der ältesten Darstellungen in Budapest aus dem Jahr 1180 habe Jesus nur die Finger, genau wie auf dem Grabtuch, das somit wiederum beweist, dass das Grabtuch älter sein muss.
Vieles spricht für die Echtheit
„Wir können aus diesen genannten Gründen davon ausgehen, dass Jesus in dem Grabtuch gelegen haben muss“, fasst Paulus alle Indizien zusammen. In Europa war diese Art der Baumwolle zu damaliger Zeit gar nicht bekannt, eine Fälschung sei deshalb auszuschließen. Nachdem das Tuch über den Toten Leichnam gelegt wurde, drückten sich die Blutspuren ab. Danach drang kein weiteres Blut mehr ein. „Der Bildabdruck muss erst hinterher entstanden sein. Der Körper des Mannes hat außerdem das Tuch wieder verlassen, ohne die Blutflecken im Geringsten zu verschmieren oder zu beschädigen.“ nannte Gerhard Paulus weitere ungeklärte Phänomene. Es war eine heidnische Sitte, den toten Münzen mitzugeben. Auch Jesus hatte eine solche Münze, die zwischen 29 und 31 n Chr. im dortigen römischen Reich in Umlauf gebracht wurde, auf seinem Auge. Die vom Grabtuch gesicherten und untersuchten Blütenpollen stammen allesamt von Pflanzen, die ausschließlich in Jerusalem vorkommen konnten. Sie blühen im März und April, genau zur Zeit der Kreuzigung. „Das Bild des Gekreuzigten hat eine dreidimensionale Qualität und weicht damit von allen andern Bildern ab.“, stellte der Referent klar fest. „Keiner kann mehr zweifeln, dass in diesem Tuch wirklich Jesus gelegen hat, wenn so viele Indizien und Beweismittel dafürsprechen. Ein Fälscher hätte unmöglich alle diese Aspekte miteinander kombinieren können – von den Blütenpollen, den Bildbeweisen, dem Staub von Jerusalem bis zum Negativcharakter des Bildes“, ist sich Gert Paulus sicher. Dass aber nicht nur alleine das Turiner Grabtuch eine Passionsreliquie ist, sondern auch der bekannte Schleier von Manoppelle, wo durchaus Ähnlichkeiten in den Gesichtszügen des darin eingehüllten Menschen festzustellen sind, stehen für den Referenten und die anwesenden Gläubigen außer Frage.
Zum Ende des Vortrages schloss sich eine kurze Diskussionsrunde an, bei der die Zuhörer die Gelegenheit nutzten, dem versierten Kenner der Materie ihre Fragen zu stellen. Sichtlich erstaunt zeigten sich die Zuhörer, wie viele Einzelheiten und Beweise aus dem Leinentuch zu entnehmen sind und wie wechselvoll dessen Weg und seine Geschichte bis nach Turin war. Vielen Deutlicher wurden diese Flecken und Schattierungen, die beim genauen Betrachten, erkannt werden und für viele Laien ein Rätsel darstellen. So auch die weißen Flecken, die vom verheerenden Brand in der Klosterkirche in Frankreich stammten und Jahre später von Klosterschwestern der Klarissen ausgebessert wurden.
Nach dem Vortrag begaben sich die Anwesenden dann noch in die Pfarrkirche, um das dortige Faksimile näher in Augenschein zu nehmen. Nach einem gemeinsamen Gebet und der Danksagung durch den Gemeindereferenten Franz Strigl, für diesen aufschlussreichen und interessanten Vortrag, überreichte er an Gerhard Paulus ein kleines Präsent. |
Text u. Bilder: Christian Röhrl, Miltach
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