Kopie des berühmten Turiner Grabtuches in der Pfarreiengemeinschaft
Das Heilige Jahr und das Turiner Grabtuch in Blaibach und Miltach
Barmherzigkeit als Leitgedanke - Vortrag zum Grabtuch am Dienstag, 01. März in Miltach
Aus Anlass des Heiligen Jahres, welches Papst Franziskus 2015 für dieses Jahr ausgerufen hat, ist seit Montag bis zum Samstag in Blaibach und vom kommenden Sonntag bis zum Freitag, 04. März in Miltach eine Kopie des berühmten „Turiner Grubtuch“ in den örtlichen Pfarrkirchen zu sehen.
Besonders bei einem Vortrag, am kommenden Dienstag, 01. März um 19.30 Uhr in Miltach (zunächst in der Pfarrkirche und anschl. im Pfarrheim) besteht für alle interessierten Gläubigen die Gelegenheit, das Grabtuch näher zu betrachten. Dabei wird Dipl. Theologe Gerhard Paulus aus Lam über das Turiner Grabtuch referieren und mit den Gläubigen anschließend diskutieren. In das Dekanat Kötzting wird das Grabtuch im Verlauf des Jahres dann vom 21. Mai bis zum 26. Mai nach Bad Kötzting und vom 12. September bis zum 25. September in die Pfarreien Lam und Lohberg kommen.
In der Pfarrei „St. Martin“ in Miltach ist diese Aktion ein weiterer Beitrag zum außerordentlichen Festjahr. Viele feierliche Anlässe fallen im Jahr 2016 an, so etwa das bereits erwähnte Heilige Jahr der Barmherzigkeit und die 40jährige Fertigstellung der Pfarrkirche. |
Damit verbunden der Abschluss der Instandsetzungsmaßnahmen aus den letzten beiden Jahren, was in einem feierlichen Triduum (am 05. Juni, 03. Juli und 07. August) und am Sonntag, 11. September mit einem festlichen Gottesdienst und einem Pfarrfest gefeiert wird. Und darüber hinaus ist dann noch der 1700. Geburtstag des Heiligen Martin, welcher am 11. November 2016 gefeiert wird.
Das Heilige Jahr
Heilige Jahre dienen in „besonderer Weise der Heiligung der Gläubigen …, zunächst durch die Pilgerfahrt zu den Hauptkirchen Roms und die darin ausgedrückte Bereitschaft zur Umkehr, besiegelt in der Feier der Sakramente v. a. der Buße und des Altars“. Papst Bonifatius VIII. hat im Jahr 1300 die hebräische Tradition des „Jobeljahres“ (heute „Jubeljahr“ oder „Jubiläum“) wiederentdeckt. So ein „Erlass- und Befreiungsjahr“ fand im alten Israel alle 50 Jahre statt. Grund und Boden, der in den letzten 49 Jahren aus Not verpfändet oder verkauft werden musste, wurden ihren ursprünglichen Besitzern zurückgegeben. Im Jahr 1475 wurde der Rhythmus der Heiligen Jahre auf 25 festgelegt, der von „außerordentlichen Heiligen Jahren“ immer wieder unterbrochen wurde. Papst Franziskus hat auch einen bestimmten Grund, warum er diesen Rhythmus unterbricht: Das Thema „Barmherzigkeit“ liegt ihm sehr am Herzen. Die „Verkündigungsbulle von Papst Franziskus zum Außerordentlichen Jubiläum der Barmherzigkeit“ vom 11. April 2015 beginnt mit den Worten „Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“ (lat: „misericordiae vultus …“). Schon kurz nach seiner Wahl zum Papst hat Franziskus immer wieder auf die Barmherzigkeit verwiesen. Der Spruch in seinem Papstwappen hat er schon als Bischof gewählt und als Papst beibehalten: „Miserando atque eligendo” („mit Erbarmen und Erwählen“), ein Zitat aus einer Predigt des hl. Beda Venerabilis, der die im Evangelium überlieferte Episode der Berufung des hl. Matthäus (Mt 9,9-13) folgendermaßen kommentiert: „Vidit ergo lesus publicanum et quia miserando atque eligendo vidit, ait illi Sequere me” (Jesus also sah den Zöllner, und da er ihn aus Barmherzigkeit gewählt ansah, sagte er zu ihm: Folge mir). Barmherzigkeit und Berufung gehören für Papst Franziskus zusammen.
Das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit steht unter dem Motto „Barmherzig wie der Vater“ (Lk 6,36). Es begann am 08.Dezember und endet am 20. November. Erstmals in der Geschichte der Heiligen Jahre dürfen auch in den einzelnen Diözesen Heilige Pforten geöffnet werden. Zur Heilige Pforte wurde das Portal der Karmelitenkirche, da diese als Anbetungs- und Beichtkirche der Stadt Regensburg gilt. Wie jedoch Bischof Rudolf Voderholzer in seinem Hirtenwort am vergangenen Sonntag ankündigte, werden auch in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Pfingstfest in allen Regionen des Bistums solche Hl. Pforten geöffnet werden. Für die Region Cham wird dies in der Klosterkirche in Cham der Fall sein.
Das Turiner Grabtuch
Heute ist das Turiner Grabtuch das meistuntersuchteste Objekt der Geschichte. Es ist „kein vom Menschen gemachtes Kunstwerk“, bekräftigt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Alle Versuche, es als Fälschung zu entlarven, sind gescheitert und die Gründe, die für seine Authentizität sprechen, sind schlagkräftig: |
Kopfverletzungen durch eine Dornenkrone, hunderte Geiselhiebe auf dem Rücken, keine Verwesungsspuren des Leichnams und dennoch besteht wegen der nachweisbaren Totenstarre kein Zweifel am wahren Tod des Mannes – um nur einige der Kriterien zu nennen. „Zumindest gibt das Tuch zu denken“, sagt Bischof Voderholzer: „Wenn es echt ist, bezeugt es eine unglaubliche Hoffnung, die Hoffnung, die die Fastenzeit prägt und im Osterfest verkündigt wird.“ Dieses Antlitz Christi, das sich womöglich auf dem Grabtuch abbildet, wird bis zum Christkönigssonntag durch das Bistum Regensburg reisen und zwar in Form eines Faksimiles, das Bischof Rudolf Voderholzer persönlich erworben hat.
Als Turiner Grabtuch bezeichnet man ein ca. 440 x 110 cm großes Leinen in einer seltenen Bindung mit einem charakteristischen Fischgratmuster. Seit etwa 650 Jahren durchgehend belegbar, wird dieser stark vergilbte Stoff seit 1578 im Dom von Turin aufbewahrt, wo er jetzt flach in einem Argon-Safe liegt. Zahlreiche Brandverletzungen und Verschmutzungen zeugen von einer wechselvollen Geschichte. Das erst aus einiger Entfernung wirklich erfassbare Abbild setzt sich aus zwei Teilen zusammen, aus direkten Blut- und Wundabdrücken eines Körpers und aus einer konturlosen und schattenhaften Verfärbung des Leinens im Bereich dieses Körpers. Zu sehen ist die lebensgroße Vorder- und Rückansicht eines offenbar toten Mannes, und zwar in einzigartiger Weise Kopf gegen Kopf. Wie die einfarbige Vergilbung der nur ein Hundertstel bis ein Sechzigstel Millimeter breiten Flachsfasern auf ihrer Oberfläche erfolgte, ist trotz vielfältiger Theorien und Experimente bis heute ungeklärt. Klar ist hingegen, dass die Intensität der Verfärbung von der Entfernung des jeweils abgebildeten Körperpunktes abhängig ist.
Die Modellierung ergibt sich aus der unterschiedlichen Dichte der verfärbten Flachsfasern je Flächeneinheit. Dieser Effekt wird heute von der Kartografie und der 3D-Computergrafik für die Erstellung dreidimensionaler Geländemodelle verwendet. Er ist dafür verantwortlich, dass sich 1898 bei den ersten Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf den Fotonegativen überraschenderweise Positivbilder zeigten, auf denen der Gekreuzigte in einem geradezu plastisch wirkenden Aussehen und mit vielen Details erscheint. |
Zu sehen ist ein etwa 175-180 cm großer nackter Mann von etwa 25 bis 40 Jahren. Zahlreiche gerichtsmedizinische Untersuchungen haben die anatomische Richtigkeit aller Einzelheiten erwiesen. Tatsächlich hat die Medizin vom Grabtuch viel über das Phänomen der Kreuzigung gelernt (beispielsweise die Nagelung in den Handwurzeln). Auf dem Grabtuch findet sich echtes Blut der Gruppe AB an den anatomisch exakten Stellen. Die Spuren verlaufen wie sie bei einer Kreuzigung mit folgender Grablegung zu erwarten sind (etwa an den Unterarmen). Die Blutspuren sind größtenteils durch unmittelbare Berührung mit dem Körper entstanden, aber in einer Weise, dass jede nennenswerte Verkrustung fehlt. Im Übrigen erkennt man alle für die Kreuzigung Jesu typischen Merkmale: mehr als 100 Geißelhiebe als Zeichen einer eigenen Strafe; schlimme Verletzungen im Gesicht; eine Dornenkrone (in Form einer Haube); Zeichen einer Nagelung von Armen und Füßen als Merkmale der Kreuzigung; einen Lanzenstich in der Seite und nicht gebrochene Beine; eine für Gekreuzigte unübliche ehrenvolle Grablegung; schließlich ist (so scheint es jedenfalls) der Leichnam offenbar vor Einsetzen der Verwesung aus dem Tuch verschwunden.
Die Gläubigen aus den beiden Pfarrgemeinden und weitere Interessierte haben bis zum Freitag, 04. März zu den üblichen Öffnungszeiten der Pfarrkirchen, sowie vor und nach den Gottesdiensten die Gelegenheit, das Grabtuch näher zu besichtigen. Bischof Rudolf Voderholzer schreibt in seinem Hirtenwort: „All das dient der Begegnung mit dem barmherzigen Antlitz Gottes, das uns in Jesus Christus anschaut. Sein liebender Blick hat den Zöllner Zachäus gleichsam ins Herz getroffen und zur Neuausrichtung seines Lebens geführt.“
Text u. Bilder: Christian Röhrl, Miltach
mit Auszügen aus den Hilfetexten der Diözese Regensburg
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