Miltach gedenkt des Kriegstoten
Jeder muss zum Frieden mit beitragen!
Volkstrauertag der Pfarrei - Ansprachen am Soldaten-Ehrenmal – KuRK als Organisator
Im Gedenken an die Opfer der beiden unseligen Weltkriege beging die Pfarrei Miltach in würdiger Weise am Samstagnachmittag den Volkstrauertag mit Gottesdienst, Friedhofsgang und anschließenden Ansprachen, Fürbitten und Gebeten am Ehrenmal. 1. Bürgermeister Johann Aumeier legte für die Gemeinde und Mario Höcherl für die KuRK Miltach, die auch für die Organisation der Veranstaltung zuständig war, jeweils einen Kranz nieder. Insgesamt nahmen wieder fünf Vereinsabordnungen des Pfarrbereichs teil, aber nur wenige weitere Pfarrangehörige.
Da Miltach am letzten Samstag sein Kirchenpatrozinium beging, wurde der Volkstrauertag um eine Woche verlegt. Pfarrer Augustin Sperl begrüßte die Vertreter der Öffentlichkeit, die Vereinsabordnungen und die weiteren Kirchenbesucher zur Mitfeier des Gottesdienstes und meinte, dass das Wort Volkstrauertag in diesen Tagen eine besondere Bedeutung bekommen habe, denn am Freitag trauerte ein ganzes Volk wegen der furchtbaren Geschehnisse, die Paris heimsuchten. „Heute begehen wir auch das Christkönigsfest, das auf den letzten Sonntag im Kirchenjahr fällt“, so der Geistliche.
In seine Predigt bezog er beide Anlässe zu diesem Sonntag ein, das Unrecht an Menschen in der Vergangenheit sowie sündhafte Vorkommnisse in der Kirche. „Ein Haus voll Glorie schauet..,“ wie es in einem Kirchenlied heißt, ist heute eine Kirche mit Falten und Runzeln, und doch größer als Ablehnung und Kritik darf immer noch unsere Liebe zur Kirche sein. Diesbezüglich zitierte Pfarrer Sperl Papst Franziskus: Eine Kirche, die sich heute besudelt, ist mir lieber als eine strahlende. Unsere Kirche ist eine mit Sündern und Heiligen, und wie das Licht der Sonne ohne Unterschied auf alle Menschen scheint, so muss auch die Kirche für alle Menschen da sein. „Warum suchen wir immer zuerst das Unvollkommene, warum nicht nach dem Reinen und Schönen, wie beispielsweise in den Heiligen Martin und Elisabeth? Letztere veranlasst die Not der Menschen zum Handel, schenkt den Menschen Brot und pflegt Kranke. Auch heute bitten Menschen um Brot und um die Anerkennung als Mensch. Seit 4 Jahren erleben die Menschen in Syrien das was in Paris passierte. Die vielen ehrenamtlichen Helfer machen deutlich dass sie aus dem Glauben handeln. Das Gebet gibt Bezug zur Gegenwart, es könnte in den beiden großen Kirchen zum Frieden und zur Versöhnung zwischen den Kulturen und Religionen beitragen“.
Die Fürbitten bezogen sich im Gedenken an die Menschen, die im Krieg ums Leben kamen, die Opfer von Gewaltherrschaft oder Terrorismus wurden, aber auch für die Menschen, die Widerstand leisteten und ihr Leben verloren. Die Gottesdienstfeier gestaltete die Bläsergruppe unter Leitung von Sepp Pielmeier mit Liedern aus der „Schubert-Messe“ mit.
Danach formierte sich der Zug zum Friedhof, Vereinsmitglieder trugen brennende Fackeln, dumpfer Trommelschlag begleitete die Teilnehmer. An der von Mitgliedern der FW Miltach gut ausgeleuchteten Gedenkstätte im Friedhof hielten die Reservisten Markus Kindermann und Christian Breu die Ehrenwache. Pfarrer Sperl meinte: „Wir versammeln uns alljährlich am Ehrenmal um derer zu gedenken, die ihr Leben lassen mussten. Wir sind aufgefordert alles zu tun den Frieden zu bewahren. Wir gedenken der gefallenen und vermissten Soldaten, der Opfer von Terrorismus und Gewalt“. Nach den Gebeten segnete der Geistliche die Gedenkstätte, danach sprach Gemeindereferent Franz Strigl die Fürbitten.
Bürgermeister Johann Aumeier erinnerte an die gefallenen Soldaten der Kriege, auch an diese aus der Pfarrei. „Der Volkstrauertag ist ein Tag des stillen Gedenkens, die vielen Toten machen uns noch heute betroffen. Die Gewalt hat jeden Tag ein neues Gesicht, wie beispielsweise zuletzt Paris. Es ist Realität, dass kein Jahr ohne Kriege oder Krisen vergeht. Die Verstorbenen fordern zum friedlichen Handeln“, damit legte der Gemeindechef am Soldaten- Ehrenmal einen Kranz nieder.
Tagtäglich für den Frieden eintreten
Als Sprecher der KuRK Miltach dankte Mario Höcherl den Versammelten für die Teilnahme am Gedenkgottesdienst und dieser Gedenkfeier. Vor 70 Jahren endete das Sterben auf den Schlachtfeldern, in den Konzentrationslagern und in den ausgebombten Städten. Was wir seitdem erleben, ist die längste Friedensphase, die Mittel- und Westeuropa in den letzten Jahrhunderten erleben durfte. Dieses Bild trifft leider nicht auf den Rest der Welt zu. Im Jahr 2015 wurden weltweit über 35 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt. Die Ukraine, Afghanistan, Irak, Syrien, Jemen und Mali sind hierbei nur die bekanntesten Beispiele. Die Kriege, die im Namen von Freiheit und Demokratie gemeinsam mit vielen Waffen exportiert wurden, kehren nun aber zurück. Europa wird von einer Flüchtlingswelle ungeahnten Ausmaßes überrollt und seit geraumer Zeit wird Europa von Anschlägen islamistischer Gruppierungen überzogen, dessen aktuellstes Beispiel am letzten Wochenende in Paris sogar die letzten politischen Träumer geweckt haben muss“, so Höcherl. Da es scheint, dass die Politik seit Monaten keine Lösungen findet, suchen die Menschen nach eigenen Lösungen. „Die einen helfen den Flüchtlingen teilweise bis zur Selbstaufgabe mit Rat und Tat und müssen sich dafür als Gutmenschen und verblendete Idealisten beschimpfen lassen. Die anderen äußern ihre Sorgen und Bedenken bei Demonstrationen oder durch politisches Engagement und werden dafür als rechtsradikal oder als Nazis beschimpft. Der Riss, der mittlerweile durch die Bevölkerung geht, wird täglich größer und größer und der großen schweigenden Mehrheit fällt es angesichts der aktuellen Entwicklungen immer schwerer, sich nicht einer der beiden vermeintlich radikalen Seiten zuzuwenden. Vergessen wird hierbei oft, dass viele Kriege und Bürgerkriege nur dadurch entstehen, dass sich extreme Ideologien durchsetzen. Der Riss in Deutschland darf nicht größer wird. Es gilt, den Argumenten unserer Gesprächspartner zuzuhören, die Aussagen der lautesten politischen Schreihälse zu hinterfragen und menschenverachtende Aussagen offen als das angehen was sie sind, nämlich die Saat für Hass und Intoleranz“, so Mario Höcherl. Abschließend meinte er, nicht zu vergessen, dass Friede und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind. Alle sind aufgefordert, zum Erhalt des Friedens beizutragen. Ein friedvolles und soziales Miteinander sowie Achtung und Toleranz gegenüber Mitmenschen sind hierfür die wesentliche Grundlage.
Danach spielte die Bläsergruppe das Stück „Ich hatt‘ einen Kameraden“ und nach dem dreimaligen Ehrensalut des Kanoniers die Deutschlandhymne.
Text u. Bild: Monika u. Erwin Vogl, Miltach
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