Kaplan Coelho aus Bad Kötzting bericht aus Brasilien
Kötztings Kaplan erzählt von seiner Heimat Brasilien
Kaplan Eldivar Pereira Coelho berichtete über die Situation in den Farvelas in Brasilien und die prikäre Drogenproblematik dort
Bereits zum Abendgottesdienst am vergangenen Freitag konnte Dekan Augustin Sperl den Kaplan aus Bad Kötzting, Eldivar Pereira Coelho in der Miltacher Pfarrkirche begrüßen. Zusammen mit ihm und den anwesenden Gläubigen feierten sie die Heilige Messe zu Beginn eines gemeinsamen Abends. Beim anschließenden Vortrag durch den jungen Geistlichen war der Saal des Pfarrheimes gut gefüllt. Gespannt und mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer die Ausführungen des Priesters und schauten dabei auf die Bilder, die er ihnen zeigte.
„Die Lebenssituation in den Favelas von Brasilien hat sich trotz des Weltjugendtages 2013 und der Fußballweltmeisterschaft 2014 in den letzten Jahren nicht sonderlich verbessert“, berichtete der Kaplan. Das liege auch daran, dass immer mehr Menschen in das Drogenmilleu abdriften und darin ihre Erfüllung und die Befriedigung finden. „Viele der Jugendlichen haben häufig keine anderen Vorbilder mehr als die Drogendealer“, erklärte Coelho. Die Dealer hätten alles, was 14- oder 15-Jährige sich so wünschen. „Die Menschen in den Armenvierteln der Städte haben viel Angst und Respekt vor Drogendealern. Außerdem haben diese sehr viel Geld und infolgedessen viele Frauen. Alles das, was Jugendliche eben so haben wollen.“
Während seiner Jugendzeit in der Favela habe es noch jemanden gegeben, der für Ordnung sorgte. „Wenn jemand Drogen genommen hat, wurde er zweimal gewarnt, dass er es lassen soll.“ Beim dritten Mal seien die Maßnahmen härter geworden. Doch weil nun eine Mafiaorganisation in den Armenvierteln von Sao Paulo herrsche, fehlten diese Mechanismen. „Ich wage zu behaupten, dass die brasilianische Regierung am schlechten Zustand des Landes mit Schuld ist“, betonte Pereira Coelho. Das liege zum einen daran, dass die Regierungsvertreter selbst korrupt seien. Zum anderen investiere die Regierung bewusst nicht in die Ausbildung der Jugend. „Ein ungebildetes Volk ist leichter zu kontrollieren, als ein gebildetes.“ Die meiste Hilfe erhielten die Menschen aus den Favelas durch Mitarbeiter der Kirche. „Franziskanermönche gehen durch die Straßen und waschen und rasieren Menschen, die auf der Straße leben.“
Bereits 2005 kam Coelho als 18-Jähriger nach Deutschland. Er trat in das Regensburger Priesterseminar ein und studierte dort Theologie. Verantwortlich dafür, dass er ausgerechnet hier gelandet ist, ist der ehemalige Regensburger Bischof und jetzige Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Der kannte den Pfarrer von Coelhos Heimatgemeinde in Sao Paulo von seiner Zeit als Gastprofessor in Rom. Müller hatte die brasilianische Gemeinde öfter besucht, und Coelho 2004 nach Deutschland eingeladen. Also flog der junge Coelho 2005 nach Regensburg, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Am Anfang sei es „schrecklich“ gewesen, sagt er. Außer „ich heiße Eldivar“, „ich komme aus Brasilien“ und „ich habe Hunger“, habe er nichts sagen können. Die erste Zeit war sehr schwer für ihn. Oft habe er in der Kapelle des Priesterseminar das Gebet gesucht und zu Jesus Christus im Stillen gesagt: „Ich bin hier wegen dir. Jetzt musst du mir auch helfen.“ und daraus wieder neue Kraft geschöpft. Mittlerweile ist er 2013 zum Priester geweiht worden, spricht perfekt Deutsch und sogar ein paar Worte auf Bayrisch kommen über seine Lippen.
Auf die anschließenden Fragen der anwesenden erwachsenen und jungen Gläubigen ging der Kaplan sehr gerne ein. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten fühlt er sich mittlerweile in Deutschland und insbesondere im Bayerischen Wald sehr wohl. Wie er bereits verraten hat, möchte er nach seiner Kaplanzeit wieder zurück in seine Heimatstadt, um dort in den Favelas, den Armenvierteln, zu arbeiten. Ein Vorbild für den jungen Brasilianer ist nach wie vor der Pfarrer seiner Heimatgemeinde, der mittlerweile in der gefährlichsten Favela der Millionenmetropole wirkt. Dort kümmert er sich unter anderem um die Kinderkrippe und ein Jugendzentrum. Coelho will den Jugendlichen später helfen, im Glauben den Halt zu finden, den sie in ihren Familien vermissen. Das macht für ihn den Unterschied zwischen einem Priester und einem Sozialarbeiter aus. „Man braucht ein Fundament, eine Basis und das ist sein Glaube“, davon ist er überzeugt.
Nachdem er seinem Vortrag beendet hatte, bedankte sich der Sprecher des Pfarrgemeinderates, Wolfgang Sterr, bei dem jungen Priester für seine interessanten und ansprechenden Ausführungen und überreichte ihm eine kleine Spende von Seiten der Kirchengemeinde. Auch Irmi Schmidt bedankte sich im Namen des Frauenbundes Miltach für den interessanten Vortrag ebenfalls mit einer kleinen finanziellen Unterstützung zur kirchlichen Arbeit in seiner brasilianischen Heimat. Dekan Sperl sicherte dem jungen Priester über seine Zeit in Deutschland hinaus die Unterstützung der beiden Regentalgemeinden Miltach und Blaibach zu.
Text u. Fotos: Christian Röhrl, Miltach
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